Fastenzeit, Karwoche und Ostern im Libanon

bei den Maroniten (Ihr Oberhaupt ist der Papst in Rom)

 

INHALT

Der Papstbesuch 2012 im Libanon


Es gibt insgesamt 18 verschiedene vom libanesischen Staat anerkannte moslemische und christliche Religionsgruppen im Libanon, davon 12 christliche Gruppen.

Wenn man genauer wissen will, wie Ostern im Libanon gefeiert wird, müsste man im Prinzip Personen aller christlichen Gruppen fragen. Ich beschreibe hier, wie Ostern bei den Maroniten und z.T.bei den orthodoxen Armeniern gefeiert wird.

Die Maroniten (sie gehören zur Westkirche) sind die größte katholische und zugleich die größte christliche Gruppe im Libanon. Aber im Großen und Ganzen wird Ostern bei allen christlichen Gruppen ähnlich gefeiert. Die orthodoxen Christen (bzw. die Ostkirche) feiern Ostern manchmal am selben Tag oder aber meist bis zu fünf Wochen nach dem katholischen Ostern, da sie nicht dem gregorianischen Kalender wie die Westkirche folgen. Aber manchmal fällt Ostern zusammen, wie z.B. am 20.4.2014 und am 16.4.2017. Vor allem für die Kinder und Berufstätigen ist dieser Umstand ein Anlass zur Freude: sie haben dadurch mehr Feiertage, da die Feiertage beider christlichen Religionsgruppen im Libanon respektiert werden.
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Fastenzeit

Im Libanon gibt es keinen Karneval bzw. Fasching. Der Tag vor Fastenbeginn ist immer ein Sonntag, das entspricht etwa dem französischen Mardi Gras. An dem Tag wird meist abends nochmals so richtig gegessen, auch viel Fettiges und mit einem Glas Arak, dem libanesischen Anisschnaps. Oft trifft sich die Großfamilie zum Essen.

Die Fastenzeit beginnt also nicht am Aschermittwoch wie in Deutschland, sondern zwei Tage früher, am Montag. Viele Gläubige gehen vor der Arbeit in die offenen Kirchen, erhalten von einem Geistlichen als Bußezeichen ein Aschenkreuz auf die Stirn und wischen es sich auch vor/bei der Arbeit nicht weg.

Die meisten Maroniten, selbst die Jugend, nimmt das Fasten sehr ernst. Viele essen vor 12 Uhr mittags nichts und dann normal alle Speisen. Viele Christen essen vor allem in der ersten und letzten Woche kein Fleisch. Manche essen die ganzen 40 Tage der Fastenzeit keines. Andere essen auch keinerlei Tierprodukte wie Eier oder Butter bzw. trinken keine Milch. Für die wenigen libanesischen Vegetarier ist das eine großartige Zeit, denn es gibt so viele fleischlose leckere Gerichte im Libanon. Da fragt man sich, warum man Fleisch überhaupt braucht. Wenn einem jedoch an Fleisch nicht viel liegt, aber man gerne Süßes isst, dann verzichtet man in der Fastenzeit eben auf Süßes.

Die meisten orthodoxen Christen essen in der ganzen Fastenzeit weder Fleisch noch Tierprodukte.

Freitags gibt es am Nachmittag so zwischen 16 und 18 Uhr die Kreuzwegandacht, eine Andacht, bei der an 14 Stationen des Leidenswegs Jesus gedacht wird. Selten sind es 15 Stationen, wenn die Auferstehung noch hinzugenommen wird. Dabei liest der Pfarrer eine Station vor und danach folgt der Gesang spezieller Lieder der Gemeinde. Top

Karwoche

Die Karwoche (Trauerwoche) bzw. die "Heilige Woche" beginnt mit dem Palmsonntag.

Palmsonntag (أحد الشعانين)

Libanon: Palmen in Beirut an der Corniche (der Strandpromenade) Palmen in Beirut an der Corniche (der Strandpromenade) .
Libanon: geschmückte Kirchen an Palmsonntag Am Palmsonntag sind die Kirchen mit Palmzweigen geschmückt.
Libanon: Kerzen an Palmsonntag Am Palmsonntag tragen die Kinder verzierte weiße Kerzen.

Der Palmsonntag (ahad al-shaanini, أحد الشعانين oder kurz shaanini  الشعانين) ist sieben Tage vor Ostern. An diesem Tag feiern die Christen den feierlichen, ja fast königlichen Einzug Jesus in Jerusalem (bei dem er auch mit Palmzweigen empfangen wurde) um in dieser Stadt nach dem Willen seines Vaters, Gott, für die Erlösung der Menschen von den Sünden zu sterben und den Tod durch die Auferstehung zu bezwingen bzw. zu besiegen.
Dies kann man auch mit dem königlichen Einzug in Jerusalem und die Begrüßung mit Palmzweigen sehen.

Am folgenden Tag, als das viele Volk, das zum Fest [Passahfest*] gekommen war, hörte, Jesus komme nach Jerusalem, da nahmen sie Palmzweige und zogen ihm entgegen, und riefen laut:
"Hosanna! Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels!"

(Johannes 12, 12f.)

*Da Jesus Jude war, feierte er wie alle Juden das Passahfest. Es ist die Erinnerung an den Auszug des Volkes Israels aus der Sklaverei in Ägyptern (2. Moses 12).

Am Palmsonntag trägt man seine neugekauften Kleider für den Frühling bzw. Sommer – vor allem die Kinder. Leider kommt es einem manchmal so vor, als ob man auf einer Modenschau sei. Deshalb gehen auch einige Christen lieber in den Vorabendgottesdienst.

Die Kirche ist mit Palmzweigen verziert. Normalerweise wachsen keine Palmen im Libanon (mehr). Es wurden aber vor allem in Beirut an der Corniche (der Strandpromenade) und in anderen Stadtteilen Palmen aus Irak angepflanzt (Geschenk von Saddam Hussein). Im Gottesdienst werden kleine Zweige von libanesischen Ölbäumen gesegnet und am Ende verteilt. Das Kreuz bzw. das kleine Kreuz, welches manchmal der Pfarrer in der Hand und später bei der Prozession trägt, ist auch mit Ölzweigen geschmückt. Nach dem Gottesdienst zieht die Gemeinde hinter dem Pfarrer und den Ministranten in einer Prozession um die Kirche und trägt die Ölzweige in der Hand. Diese bewahrt man dann später zu Hause auf. Die Kinder tragen lange dünne verzierte weiße Kerzen mit Bändern, Blümchen und manchmal mit Engelsfiguren oder dem Kreuz in der Hand, ähnlich wie denen am Weißen Sonntag in Deutschland. Farblich ist die Dekoration der Kerzen oft der Kleidung der Kinder angepasst. Die kleinen Kinder werden von den Vätern oder anderen männlichen Verwandten auf den Schultern getragen, damit sie besser sehen können.
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An Palmsonntag begrüßt man sich mit schaniine mbarake (gesegneter Palmsonntag). Man kann dann z.B. folgendes darauf antworten:
Merci, Allah biberik bi-amrik
(zu einer Frau),
bi-amrak
(zu einem Mann) (الله يبارك بعمرك):
Danke, Gott segne dich dein ganzes Leben lang
oder

aqbel kill sinne (عقبال كل سنة)
frei übersetzt: Ich wünsche dir jedes Jahr nur das Beste.
oder
Merci, ‘aleyke kameen (عليك كامن):
Danke gleichfalls. Top

 

Gründonnerstag

Gründonnerstag auf Arabisch:
yaum l-khamiis el-risl (خميس الأسرار): Donnerstag der [Fuß]waschung bzw.
yaum el-khamis el-asrar (يوم الخميس الأسرار): Donnerstag der Sakramente, wörtlich "Geheimnisse". Das deutsche Wort "Sakrament" kommt vom lateinischen sacramentum, was die lateinische Übersetzung des griechischen Wortes mysterion ist und Geheimnis bedeutet.

yaum, lib. yom Tag
khamiis Donnerstag
risl Waschung, hier: Fußwaschung
asraar Geheimnisse, hier: die 7 Sakramente

Im Libanesischen lässt man meist das erste Wort und den darauffolgenden Artikel weg, also: khamiis l-asrar.
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Am Gründonnerstag – dem Donnerstag in der Karwoche – gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls, das Jesus Christus mit seinen Jüngern hielt. Da Jesus Jude war, feierte er mit seinen 12 Jüngern in Jerusalem das jüdische Passahfest. Dabei soll daran gedacht werden, dass Gott mit der Hilfe von Moses und seinem Bruder Aron das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Dieser Abend erinnert speziell an den letzten Tag vor dem Auszug. Da der Pharao nach 9 Warnungen und Plagen sein Gottes Volk (das Volk Israel) nicht ziehen lassen wollte, kam die zehnte Plage über das Land Ägypten.

In dieser Nacht werde ich durch Ägypten gehen und jede männliche Erstgeburt bei Mensch und Vieh töten. An allen Göttern Ägyptens werde ich das Gericht vollstrecken*, ich Jahwe. Das Blut [vom geschlachteten Lamm oder Zicklein ohne Fehler (also gesund/ "perfekt")] an den Häusern, in denen ihr euch befindet, soll ein Schutzzeichen für euch sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich vorübergehen**, und der Schlag, mit dem ich das Land Ägypten treffe, wird euch nicht verderben. Dieser Tag soll für euch ein Gedenktag sein. Ihr sollt ihn als Fest für Jahwe feiern. Das gilt für euch und alle Generationen nach euch.'

*Viele Götter Ägyptens wurden durch Tiere repräsentiert und viele Tiere waren den Göttern geweiht. Wenn die Götter nicht einmal "ihre" Tiere schützen konnten, geschweige denn die Menschen, offenbarte das ihre völlige Nutzlosigkeit.

** Hebräisch: pasachti, wovon Passa abgeleitet ist.
(2. Moses 12: 12-14 = Exodus 12, 12-14, Neue evangelistische Übersetzung, inklusive den Bemerkungen)

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Am Pessah-Essen (das letzte Abendessen von Jesus, auch "das letzte Abendmahl" genannt):

Dann nahm Jesus ein Fladenbrot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten:
"Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Nehmt und esst! Tut dies zur Erinnerung an mich!"
Nachdem sie gegessen hatten, nahm er in gleicher Weise den Kelch und gab ihn den Jüngern.
"Dieser Kelch [mit Wein] steht für den neuen Bund*", sagte er, "der mit meinem Blut [am Kreuz] besiegelt wird, das ich für euch vergießen werde.
(Lukas 22: 21-22)

*Der Wein soll an das Blut der Tiere erinnern, die beim Bundschluss der 10 Gebote am biblischen Berg Sinai geopfert wurden. Mit dem Blut wurde der Bund sozusagen besiegelt. Den "alten Bund" musste das Volk durch ihr Handeln/ihre Werke den Bund erfüllen, was eigentlich unmöglich war/ist. Wenn sie den Bund erfüllen, versprach Gott sie reichlich zu segnen und zu belohnen. Es war also ein zweiseitiger Bund: wenn, dann... .
Der neue Bund durch Jesus hatte keine Bedingung, es war also ein einseitiger Bund. Die Menschen, wir, brauchen keine "Werke" mehr leisten, um vor Gott ohne Sünde, perfekt bzw. gerecht zu sein. Jesus hat sein Blut am Kreuz für uns vergossen, so dass all unsere Sünden aus Gnade vergeben sind, also obwohl wir es nicht verdient haben. Dadurch können wir Menschen wieder zu Gott gehen. Die Trennung von Gott durch unsere "Sünden" (nicht Gottes Wille tun, nicht Gott nachfolgen) ist durch Jesus Tod am Kreuz aufgehoben (siehe Karfreitag). Wir brauchen dafür nichts mehr zu tun – außer an Jesus, Gottes Sohn, zu glauben** (und folglich ihm unsere Sünden reuevoll aus tiefsten Herzen zu sagen, um Vergebung bitten und mit der ehrlichen Absicht sie nicht wieder zu tun.) Dies ist natürlich kein Freibrief zu sündigen. Mehr dazu unter www.bibelkommentare.de: Was ist mit dem neuen Bund gemeint?

** "Denn so hat Gott der Welt seine Liebe gezeigt: Er gab seinen einzigen Sohn, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht ins Verderben geht, sondern ewiges Leben hat". (Johannes 3, 16)

Aus diesem Fest wurde für die Christen das letzte Abendmahl Jesus und daraus (für die katholischen und orthodoxen Christen) die heilige Kommunion (die geheimnisvolle Wandlung von Brot und Wein in Christi Leib und Blut).

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In der Kirche im Gottesdienst verstummen Orgel und Glocken nach dem „Gloria“, auch im Libanon. An diesem Tag besuchen die Maroniten 7 Kirchen (siyarte l-kanayes, deutsch: Besuch der Kirchen). Viele Maroniten nehmen sich den Nachmittag frei und treffen sich mit Familienmitgliedern und Freunden und drehen dann die Runde, um sieben Kirchen in ihrer Umgebung zu besuchen. Alle Kirchen sind an diesem Tag geöffnet.

Am Morgen wird in einem Gottesdienst beim Feiern des letzten Abendmahl Jesus das Brot in Jesus "verwandelt". Dieses verwandelte Brotes (Hostie), wird in die Mitte der Monstranz (ein goldenes Gefäß) „hineingelegt“. Danach wird die Monstranz auf den Altar gestellt. In der Hostie, so die katholischen Christen, verehren sie die Gegenwart Jesus. Nur in Kirchen, in denen dieser Gottesdienst stattfand und die Monstranz ausgestellt ist, wird der Besuch der Gläubigen "angerechnet". Es gibt andere christliche Gruppen (wie die Protestanten), die das Brot nur als "Symbol" für Jesus ansehen und Jesus Ausspruch als er das Brot n der Hand hielt: "Das ist mein Leib" nicht wörtlich nehmen.

An diesem Tag gibt es Gottesdienste (z.B. um 18 Uhr), in denen nach der Predigt die Geschichte der Fußwaschung Jesu nachgeahmt wird. Der Geistliche (z.B. der Patriarch oder Priester) wäscht zwölf Personen die Füße, so wie Jesus seinen Jüngern am Vorabend seines Todes am Kreuz die Füße gewaschen hat.
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Während eines Mahles [vom Passahfest], als der Teufel dem Judas Iskariot, der Sohn des Simon, es schon ins Herz gelegt hatte, ihn zu überliefern, steht Jesus, der wußte, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben und daß er von Gott ausgegangen und zu Gott zurückkehre, vom Mahle auf, legte die Oberkleider ab, nimmt ein linnenes Tuch und bindet es sich um. Hierauf gießt er Wasser in das Waschbecken und beginnt, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem linnenen Tuche, das er sich umgebunden hatte, abzutrocknen.
            Er kommt nun zu Simon Petrus. Der sagt zu ihm: „Herr, du willst mir die Füße waschen?“ Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber später erkennen.“ Petrus sagt zu ihm: „Du wirst mir die Füße in Ewigkeit nicht waschen!“ Jesus antwortete ihm: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir.“ Simon Petrus sagt zu ihm: „Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!“ Jesus sagt zu ihm: „Wer gebadet hat, hat nicht nötig, sich zu waschen, sondern ist ganz rein. Auch ihr seid rein; aber nicht alle.“ Denn er kannte den, der ihn überliefern würde.  Deshalb sagte er: „Ihr seid nicht alle rein.“
            Als er nun ihnen die Füße gewaschen und seine Oberkleider angelegt und sich wieder zu Tisch gelegt hatte, sagte er zu ihnen. „Versteht ihr, was ich euch getan habe? Ihr ruft mich ‚Meister‘ und ‚Herr‘, und mit Recht sagt ihr das, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, müßt auch ihr einander die Füße waschen.
            Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe.
           
Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Abgesandte nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das wißt, selig seid ihr, wenn ihr danach handelt. […]
           
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer  aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“

(vgl. Johannes 13, 2-20)

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Danach besuchen die Gläubigen sieben Kirchen. Gibt es in einem kleinen Dorf nur eine Kirche, so geht man sieben Mal in die gleiche Kirche hinein und heraus und betet jedes Mal.
Wie schon erwähnt, wird der Besuch einer Kirche nur dann „angerechnet“, wenn in ihr die Hostie in einer Monstranz auf dem Altar ausgestellt ist. Manche Libanesen besuchen direkt nach der Arbeit sieben Kirchen ohne in den Gottesdienst zu gehen, da sie den Arbeitsplatz nicht früher verlassen konnten.
Manche Gläubige bleiben am Abend bis tief in die Nacht in der Kirche und nehmen in Gedanken am Beten und an der Todesangst Jesus am Ölberg/im Garten Getsemani, bevor er durch den Judaskuss verraten wurde (agony of Gethsemane”) teil, gedenken den Verhören und dem Leiden Jesus. (siehe Johannes 13, 1-17)

Übrigens: Das deutsche Wort Gründonnerstag ist abgeleitet von althochdeutschen Wort greinen = „weinen“, hat also nichts mit „Grün“ zu tun.
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Ursprung des Besuches von 7 Kirchen

Im Internet habe ich verschiedene Versionen gefunden, warum mache Christen sieben Kirchen besuchen. Daraufhin habe ich Bekannte und eine maronitische Nonne im Libanon gefragt. Hier die (verschiedenen) Antworten.

Aus der maronitischen Pfarrei von Mar Mkhaiel in Beirut bekam ich folgende Antwort, die ich mit historischen Daten etwas erweitert habe:

Die heilige Helena, die römische Kaisermutter (um 249 - 329) und Mutter von Konstantin dem Großen, wurde 312 Christin. 313 zog Helena von Trier nach Rom um. In ihrer Zeit gab es noch die Christenverfolgung, die vor allem seit ca. 303 sehr grausam gewesen war. Christen wurden damals außerhalb der extrem hohen Mauern von Rom hingerichtet. Außerhalb dieser Stadtmauer gab es u.a. sieben Märtyrergräber, auf denen Helena nach der Anerkennung des Christentums 313 sieben Kirchen errichten ließ. Kurz vorher im selben Jahr gewährte ihr Sohn Konstantin mit Licinius in Mailand den Christen und anderen Religionsfreiheit (Mailänder Edikt).

In diesen sieben Kirchen wurde in den ersten Jahrhunderten danach die Hostie am Gründonnerstag ausgestellt, die an das Geheimnis der Brotwandlung beim "Letzten Abendmahl" Jesus erinnern soll.

Im späten 6. Jahrhundert gab Papst Gregor I. (Gregor der Große lebte um 540 in Rom und starb dort am 12.3.604) die vollständige Vergebung der Sünden für jeden Christen, welcher die sieben Kirchen am Gründonnerstag besucht.

Ende des 16. Jahrhunderts verbreitete Papst Gregor XIII. (Papst von 1572 bis 1585) auf Ersuchen des Heiligen Philipp Neri (geb. 21.7.1515 in Florenz, gest. 26. Mai 1595 in Rom) die vollständige Vergebung der Sünden für die Kirchen auf der ganzen Welt. Jeder Christ, welcher die sieben Kirchen an Gründonnerstag besucht, in denen die Hostie aufgestellt ist, erhält die Vergebung der Sünden. Oder es kann eine Kirche besucht werden, indem man sie sieben Mal hintereinander betritt. Auch in ihr muss die Hostie aufgestellt sein.
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Und so verbreitete sich diese Tradition.

Zur Vergebung der Sünden beim Besuch der sieben Kirchen muss man heute in der katholischen Kirche folgende drei Bedingungen erfüllen:

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Die heutigen sieben Pilgerkirchen in/um Rom

  1. San Lorenzo fuori le mura (dt. Sankt Laurentius vor den Mauern)
    Diese Basilika, angeblich von Kaiser Konstantin errichtet, beinhaltet das Grab des heiligen Laurentius von Rom. Er war römischer Erzdiakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. und für die Verwaltung des Kirchenvermögens zuständig. Als Kaiser Valerian den Papst enthaupten ließ, sollte er ihm innerhalb drei Tagen das Kirchenvermögen überreichen. Laurentius dachte aber gar nicht daran, sondern verteilte es unter den Kirchenmitgliedern und präsentierte dem Kaiser alle Armen und Kranken als den wahren Reichtum der Kirche. Entzürnt ließ ihn der Kaiser am 10.8.258 in Rom zuerst foltern und dann qualvoll auf einem Grill töten. Seine letzten Worte an den Kaiser waren laut Wikipedia: „Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.“
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  1. Santa Croce in Gerusalemme (dt. Heiliges Kreuz in Jerusalem)
    Diese Kirche liegt im der Palastanlage Sessorianum. Helena benutzte sie damals als Residenz und gab ihr den Namen Palatium. Sie ließ einen Teil des Palasts in die Santa Croce in Gerusalemme umbauen. Hier sollen auch die Reliquien vom Kreuz Christi aufbewahrt sein, die sie aus ihren Reisen in das Heilige Land mitgebracht habe.

  2. San Sebastiano alle Catacombe
    Die Basilika Sankt Sebastian bei den Katakomben ist auch unter dem Namen San Sebastiano fuori le mura (dt. Sankt Sebastian vor den Mauern) bekannt. Sie ist über dem Grab des Märtyrers und Heiligen Sebastian errichtet. Sebastian, ein römischer Soldat, bekannte sich öffentlich zum Christentum und half Christen in Not. Deshalb wurde er 288 in Rom zum Tode verurteilt. Die Basilika wurde unter Kaiser Konstantin erbaut.
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Die vier Papstbasiliken in Rom
  1. Petersdom
    Der Petersdom heißt auch Basilica Papale di San Pietro in Vaticano, Sankt Peter im Vatikan (Sancti Petri in Vaticano), Basilika St. Peter, Petersbasilika, Vatikanische Basilika oder Templum Vaticanum.
    Alt-St. Peter, der Vorgängerbau des Petersdoms, ließ Kaiser Konstantin 315 bis 349 über dem vermuteten Grab des Apostels Simon Petrus, der erste "Papst" in der christlichen Geschichte, errichten. Dieses Grab befindet sich heute in den vatikanischen Grotten des Petersdoms, der an gleicher Stelle über die 1507 abgerissene Petersbasilika (also den Alt-St. Peter) gebaut wurde. Simon Petrus wurde um 67 in Rom hingerichtet.

  2. San Giovanni in Laterano (Lateranbasilika)
    Ihr vollständiger Name ist Archibasilica Sanctissimi Salvatoris et Sanctorum Iohannis Baptistae et Evangelistae in Laterano (dt. „Erzbasilika des Allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran“).
    In dieser Basilika befinden sich die Reliquien des Evangelisten Johannes und Johannes der Täufer. Auch die Scala Santa, die Heilige Treppe bzw. die Heilige Stiege, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Basilika. Helena soll sie 326 aus Jerusalem hierher gebracht haben. Sie stammt angeblich aus dem Palast von Pontius Pilatus. Jesus sei diese Treppe emporgestiegen, als er zu seinem Prozess geführt wurde. Wer diese Treppe nun kniend erklimmt (in Erinnerung an die Leiden Christi) und auf jeder Stufe das Vaterunser betet, so die Kirche, bekomme an bestimmten Feiertagen einen Generalablass seiner Sünden.

  3. Santa Maria Maggiore (dt. Groß Sankt Marien)
    Diese Papstbasilika ist auch unter den Namen Santa Maria della Neve (dt. Groß Maria Schnee), Basilica Liberiana oder Santa Maria ad praesepe bekannt.
  1. San Paolo fuori le Mura (Sankt Paul vor den Mauern)
    Kaiser Konstantin ließ die ursprüngliche Paulus Basilika über dem vermeintlichen Grab des Apostels Paulus errichten. Paulus von Tarsus, römischer Bürger, wurde vermutlich um 65 auf den Befehl des Kaisers Nero vor den Stadtmauern Roms enthauptet. Da er römischer Bürger war, blieb ihm der Tod am Kreuz erspart. Anfangs hatte Paulus, damals noch Saulus genannt, selbst die Christen verfolgt. Nach seiner Bekehrung predigte er vor allem den Nichtjuden das Evangelium bzw. die Lehren Jesus, der Sohn Gottes. (Bibel: Apostelgeschichte 9). Für seine Mission bereiste er den östlichen Mittelmeerraum, gründetet viele Gemeinden und hielt durch Briefe Kontakt zu ihnen. Ein Teil dieser Briefe „Paulusbriefe“ genannt, sind auch in der Bibel im Neuen Testament zu lesen.
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Ich habe von einer maronitischen Nonne folgende Antwort bekommen:

Der Besuch der 7 Kirchen erinnert an die 7 Sakramente:

Dies entsprang aus der Zeit, in der die 7 Kirchen auf den 7 Hügeln vor Rom auf Grabstätten von Märtyrern erbaut wurden, welche die 7 Sakramente symbolisieren sollten. Die wichtigsten waren Peter und Paul.

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Eine andere Antwort auf die Frage, warum man im Libanon 7 Kirchen besucht, gibt ein junger Maronit, der seinen Priester fragte:
In früheren Zeiten hatte Jerusalem 7 Kirchen. So wurde es Tradition für die Leute damals diese Kirchen am Gründonnerstag zu besuchen. Und diese Tradition wurde weitergepflegt. Dahinter stehe keine religiösen Gründe 7 Kirchen zu besuchen. Es sei einfach nur eine Tradition als ein Nebenprodukt der damaligen Kultur – und diese Tradition hat bis heute Fortbestand.
Quelle: http://stateofmind13.com

Es ist schon interessant, welch verschiedener Antworten man von einer christlichen Religionsgruppe, hier den Maroniten, zu einem Thema bekommt.

Aber das ist normal im Libanon. Fragt man sieben Personen die gleiche Frage, so bekommt man meist sieben verschiedene Antworten. Sie können sich dann Ihre „richtige“ Antwort aussuchen. Aber oft hängen sie irgendwie miteinander zusammen oder sind Puzzleteile eines großen Bildes.
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Karfreitag (الجمعة العظيمة)

Karfreitag (althochdeutsch: kara: Klage, Kummer, Trauer) heißt auf libanesisch al-jima‘a l-‘aziime (الجمعة العظيمة), der groß(artig)e Freitag.
Warum „großartig“? Weil es ohne die Kreuzigung und den Tod Jesus auch keine Auferstehung gegeben hätte.
Es gibt noch viele andere arabische Bezeichnungen für diesen Tag wie der traurige Freitag, arab. al-jima‘a al-haziine (الجمعة الحزينة).

Elemente des jüdischen Pessahfest (siehe oben bei Gründonnerstag) werden am Karfreitag aufgegriffen: statt der Schlachtung der Pessahlämmer vor dem Auszug aus der Sklaverei in Ägypten wird bei den Christen die Hinrichtung Jesu, Jesus als "Lamm Gottes" gedacht.

Im Nachmittagsgottesdienst am Karfreitag wird an Jesus Kreuzigung gedacht.
In vielen Kirchen beginnt der Gottesdienst um 15 Uhr, da dies laut der Bibel die Todesstunde Jesus am Kreuz war. Es sind 7 Sätze in den vier Evangelien in der Bibel überliefert, die Jesus am Kreuz gesagt hat. Eine davon ist:

Eloí, Eloí, lemá sabachtháni?, was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
(Matthäus 27:46, Markus 15:34).

Kein Wunder, dass Jesus sich am Kreuz verlassen fühlte, denn er trug alle Sünden aller Menschen auf sich, auch die unseren. Und Sünde trennt die Menschen von Gott.

Als Jesus dann am Kreuz starb:

Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. Und der Vorhang des Tempels* zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten*. Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüber dabeistand, sah, dass er so verschied, sprach er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!
(Markus 15:37-39).

*Der Vorhang des Tempels in Jerusalem war 20 mal 10 m, ca. eine Handbreite (ca. 10 cm dick) und so schwer, dass es 300 Priester brauchte ihn zu bewegen. Er trennte das Allerheiligste des Tempels, in dem Gott auf Erden wohnte. Dort hinein durfte nur ein Mal im Jahr (am Versöhnungstag) nur der Hohepriester als Vertreter des Volkes, um vor Gott zu treten und mit Opfertieren und deren Blut Buse zu tun.
Jetzt, so die Interpretation, hat Gott diesen Vorhang selbst von oben nach unten zerrissen (denn das konnte weder ein Erdbeben noch Menschen). Somit hat Gott den Zugang zu Ihm selbst für das ganze Volk, für alle Menschen freigemacht.
Warum? Jesus - als unser "perfekter" Hohepriester ohne Sünde - hat für uns am Kreuz all unsere Sünden auf sich genommen, sich wie ein Lamm geopfert und sein Blut vergossen.

Das Kreuz aus Holz erinnert an den Baum der Erkenntnis im Alten Testament und Jesus an die Frucht der Erkenntnis.

Kurz: Da Gott aber die Menschen trotz all seiner Sünden liebt (Johannes 3:16), schickt er seinen Sohn Jesus Christus in menschlicher Gestalt zu uns auf die Erde. Durch den Tod Jesus hat dieser all unsere Sünden auf sich genommen, um diese zu sühnen (d.h. wieder gut zu machen). Er wird deshalb auch das Lamm Gottes genannt. Damals in der jüdischen Tradition wurden Lämmer Gott mit dem Wunsch zur Vergebung der Sünden geopfert. Somit hat er durch seinen Tod unsere früheren und zukünftigen Sünden befreit bzw. getilgt.

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Am Karfreitag wird die Jesusfigur entweder vom Kreuz genommen (so dies technisch möglich ist) oder vom Altar und in einen Sarg gelegt. In einer Prozession durch die Straßen der Gemeinde wird der Sarg in Begleitung von der singenden und trauernden Gemeinde getragen. Am Ende wird kurz vor der Kirche der Sarg vorne und hinten hochgehalten und die Trauergäste berühren ihn mit der Hand und bekreuzigen sich. Bei manchen Gemeinden gehen sie unter dem Sarg hindurch, wozu sie sich bücken müssen, da der Sarg nicht so hoch gehalten werden kann, als dass man in aufrechter Haltung hindurch gehen könnte. Gleichzeitig ist das Bücken auch eine Geste der Ehrerbietung. Die Jesusfigur bleibt bis zum Samstagabend im Sarg.

An diesem Tag sind alle staatliche Behörden, Banken, Schulen und große Firmen in ganz Libanon geschlossen. Andere Geschäfte wie die meisten große Einkaufszentren und Restaurants (vor allem in christlichen Gebieten) sind offen, außer zwischen 15 - 18 Uhr.
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Kirchengesänge zur Karwoche

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Ostern im Libanon

Ostern heißt auf Libanesisch
‘aid el-kabir عيد الكبير (‘aid: Fest, el: Artikel, kabir oder kurz kbir: groß – also „das große Fest“) oder „
‘aid el-foseh“  عيد الفصح (Pessachfest bzw. Passah- oder Paschafest).

Nur die Christen feiern Ostern und damit die Auferstehung von Jesus Christus. Für die Moslems war Jesus nicht Gottes Sohn, sondern ein Prophet, der gestorben ist. Die Juden warten noch auf den Messias. Weder für die Moslems noch für die Juden ist Jesus auferstanden.

Das Osterfest kommt eigentlich aus der jüdischen Tradition. Im Lateinischen heißt "Ostern" Pascha und kommt von dem hebräischen Wort Pessach. Auch in anderen Sprachen wird das Wort für Ostern vom ursprünglichen hebräischen Worte hergeleitet:

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An diesem für die Juden sehr wichtigen Pessach Fest (siehe oben: Gründonnerstag) feiern sie den Auszug der Israeliten, dem Volk Gottes, aus Ägypten und damit die Befreiung aus der Sklaverei. Das hebräische Wort Pessach (פסח‎) (dt.: Vorüberschreiten) kommt von der Wurzel, die soviel wie „abprallen“ bedeutet. Damit ist eine der zehn Strafen bzw. Plagen Gottes gemeint, die in der Bibel in 2. Moses 12: 12-14 = Exodus 12, 12-14, beschrieben wird:

In dieser Nacht werde ich durch Ägypten gehen und jede männliche Erstgeburt bei Mensch und Vieh töten. An allen Göttern Ägyptens werde ich das Gericht vollstrecken*, ich Jahwe. Das Blut [vom geschlachteten Lamm oder Zicklein ohne Fehler (also gesund/ "perfekt")] an den Häusern, in denen ihr euch befindet, soll ein Schutzzeichen für euch sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich vorübergehen, und der Schlag, mit dem ich das Land Ägypten treffe, wird euch nicht verderben. 

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Aber nach dem Tod Jesus ging es weiter:
Nach drei Tagen ist Jesus von den Toten auferstanden und vielen Menschen erschienen. Ja gegessen hat er sogar mit ihnen. Er hat den Tod bezwungen und damit für alle Menschen die ewige Gemeinschaft mit Gott im Himmel ermöglicht.

Und wenn man als Christ daran glaubt und somit Gott auf seiner Seite hat, ist es eine wahre (innere) Befreiung von allem Bedrückenden und Bösen. Und die Verbindung zu Gott ist wieder möglich.

Ostern bedeutet somit u.a.:

Wahrhaft gute Gründe zur großen Freude der Gläubigen. Und diese "Frohe Botschaft" erzählten Jesus Jünger der ganzen Welt, bis heute. Sie und alle Christen sollen Zeugen Jesus sein.

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Osternacht

In der Nacht von Samstag auf Ostersonntag findet der Ostergottesdienst statt. Der Priester sagt am Ende des Evangeliums: al-masih qam (المسيح قام) Der Messias ist auferstanden. Die Gemeinde antwortet: haqqan qam ( حقاً قام) Wahrhaftig, er ist auferstanden. Diese Formeln werden bei Begrüßungen um die Osterzeit benutzt, zuerst, wenn man aus der Kirche kommt und Verwandte und Freunde auf dem Kirchplatz oder vor der Kirche trifft bzw. wenn man Familienmitglieder, Freunde oder gute Bekannte das erste Mal in den nächsten Tagen trifft.

Kirchengesänge zu Ostern

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Osterbräuche

Osterbräuche, die nicht in der Bibel stehen, haben sich im Laufe der Zeit entwickelt. Einige kennen Sie auch wie Osterhase, Ostereier... Es gibt auch Osterausstellungen mit Osterhasen etc. Auch die Wirtschaft hat dieses Fest im Libanon fest in seiner Hand, denn es wird viel gekauft und Gewinne gemacht.

Hier einige Osterbräuche:

Als nicht kirchlich vorgeschriebenes Ritual werden am Ende des Gottesdiensts bunt eingefärbte gekochte Eier, manchmal auch Schokoladeneier an die Kirchgänger verteilt. Das Ei ist ein Symbol für das Leben. Jeder nimmt sein Ei in die Hand und versucht mit der Spitze seines Eies auf die Spitze des anderen Eis zu klopfen. Derjenige, dessen Ei heil bleibt, hat gewonnen. Auch hier begrüßt man sich mit al-masih qam und der andere antwortet: haqqan qam.

Manchmal wird als volkstümliche Tradition auch Maamoul vom Priester verteilt, die jedoch wesentlich teuerer sind als gekochte buntbemalte Eier.
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Maamoul im Libanon Die verschiedenen Formen von Maamoul, das mit Datteln (hier ohne Puderzucker), kleingehackten Haselnüssen (runde Form) oder Pistazien (längliche Form) gefüllt ist.

Maamoul ist ein Gebäck aus Grießteig, das mit kleingehackten Haselnüssen, Pistazien oder Datteln gefüllt ist. Zucker und Rosenwasser, Blumenwasser sowie etwas Muskat wird in die Füllung und den Teig hinzugefügt. Jede Hausfrau hat so ihr eigenes Rezept für die Füllung. Meist ist Maamoul mit sehr viel Puderzucker bestäubt. Es gibt auch die Variante ohne Puderzucker für gesundheitsbewusste Libanesen bzw. diejenigen, die nicht mehr viel Zucker vertragen.

Ein Palästinenser (ohne größeren Kontakt zum Libanon) erklärte mir, dass es ursprünglich drei Formen von Maamouls gab:
Die erste Form hat die eines etwas flachen Halbkreises aus Grießteig mit Walnussfüllung. Dies sollte den mit Essig getränktem Schwamm darstellen, den der Soldat Jesus am Kreuz reichte, als Jesus sagte, er habe Durst.

Die zweite Form sieht eher aus wie ein Ring aus Grießteig, welcher mit Datteln gefüllt ist. Sie soll an die Dornenkrone von Jesus erinnern.

Und die dritte Form: sieht aus wie ein Dreieck, was die Spitze der Lanze darstellen soll, mit welcher der Soldat Jesus am Kreuz in die Seite stieß.

Das erklärt, warum man heute Maamoul zu Ostern reicht bzw. mitbringt. Top

Ostersonntag

Am Sonntag trifft man sich nach dem Gottesdienst in der Großfamilie zum Mittagessen. Oft gibt es einen Hasenbraten. Als Süßigkeit wird nach dem Mittagessen arabischer Kaffee und Maamoul gereicht. Oft wird auch Maamoul mitgebracht. Danach besucht jeder jeden in der Familie, auch wenn man ihn schon beim Treffen mit der Großfamilie gesehen hat. Es werden ebenfalls sehr gute Freunde besucht. Als Mitbringsel ist Maamoul fast ein Muss.

Am Ende hat man dann so viel davon gegessen, dass die meisten bei den letzten Besuchen höflich mit der Begründung ablehnen, sie hätten schon zu viel Maamoul gegessen. Ich habe jede angebotene Maamoul gegessen, am liebsten die mit Walnüssen. Einfach himmlisch, vor allem, wenn man die mit der "richtig leckeren" Mischfüllung angeboten bekommt!

Immer weniger Leute machen die Maamouls selbst zu Hause. Die meisten kaufen sie in einer guten Konditorei (frz. patisserie). Es spricht sich aber schnell herum, wer die besten Füllungen macht und somit die besten Maamouls. Es ist eine richtige Kunst!
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Wer sie dennoch zu Hause macht, kann sie alleine machen oder die ganze Familie miteinbeziehen. Oft trifft man sich in der Karwoche bei einer Familie oder Freundin und hilft ihnen ihre Maamouls zu backen, so wird die Runde gedreht. Jeden Tag bei jemand anderen, natürlich auch bei sich zu Hause. Dann bereitet jeder einen bestimmen Teil der Herstellung zu, wie Teig zubereiten oder die Füllung. Die fertigen kleinen Gebäckstücke werden auf ein Blech gelegt und am nächsten Tag zum "Manqoushe-Bäcker" um die Ecke gebracht, damit dieser die großen Mengen in seinem Gasofen (arab. furn)" backt. Man kann sie genauso zu Hause backen, nur ist der Ofen meist zu klein für die große Menge –  die man für die große Familie, Nachbarn und Freunde braucht.

Am Sonntagnachmittag und Ostermontag werden Verwandte und Freunde besucht – und was bring man mit? Selbstgemachte oder gekaufte Maamoul. Sahtein! (Guten Appetit!). Oft wird einem auch einen Likör angeboten. Tja, wenn man mehrere Familien am Tag besucht, steigt der Alkoholspiegel im Blut..., es sei denn, man schafft es den Gastgeber höflich darauf hinzuweisen, dass man schon bei den anderen Besuchen getrunken hat und man nun seine Grenze erreicht hat.
Leider werden die Osterbesuche immer weniger, da man keine Zeit mehr hat. Das ganze Leben, vor allem in der Mittelschicht, ist oft verplant oder die Familie ist einfach zu groß und wohnen weiter auseinander als früher.

An Ostermontag sind wie an Karfreitag alle Behörden und Banken geschlossen. Man hat auch hier Gelegenheit die Verwandtschaft zu besuchen.
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Weitere Osterbräuche

Osterbräuche wie Ostereier färben gehören auch im Libanon zu Ostern. Manche färben sie noch nach Omas Rezepten: Mit verschiedenen Sachen aus der Küche oder aus der Natur, also mit Naturprodukten, kann man verschiedene Farben auf die Eier zaubern: z.B. mit Zwiebelschalen: orange-rot bzw. die Farbe der braunen Eier und mit Gänseblümchen: gelb. mit Rotkohlblättern erhält man blau bis lila. Mit Rhus (lib. simaq سماق) erhält man lila. Mir Kurkuma ein schönes Gelb. Je nachdem, wie lange man die Eier nach dem Kochen noch in dem gefärbten Wasser lasst, desto intensiver wird die Farbe. Ein Schuss Essig ins Wasser kann den Effekt intensivieren. Den Glanz erhält man, wenn man die Eier mit etwas Sonnenblumenöl oder etwas Fettigem wie Speck einreibt. Außerdem werden dadurch die Poren der Eierschalen verschlossen, so dass keine Keime eindringen können. Die herauskommenden Farben hängen natürlich auch von der Farbe der Eierschalen ab. Färbt man braune Eier mit Zwiebelschalen erhält man rot, bei weißen Eiern ziegelstein-rot.

Farben bei weißen Eiern Naturmittel
Gelb Gänseblümchen, Kamille, Kurkuma, Kurkuma, Walnussschalen
Orange-rot bzw.
die Farbe der braunen Eier
braune Zwiebelschalen
Rot Rote Beete
Blau bis Lila Rosenkohlblätter
Lila Rhus (Sumach)

Es werden aber auch immer mehr Nahrungsmittelfarben verwendet. Außerdem werden Ostereier auch mit verschiedenen Mustern bemalt oder frei nach Phantasie als neue Dekoration gebastelt.

Ostereikunst Hier ein schönes Beispiel für eine Deckendekoration mit Ostereiern
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Viele Kinder in den Dörfern suchen im Garten Ostereier und Schokoladehasen im Garten oder zu Hause. In den Städten wie Beirut bleibt nur die Wohnung übrig, da es leider kaum Parks, Spielplätze oder Grünflächen gibt. Wie schon erwähnt, ist das Ei das Symbol für das Leben, ebenso der Hase, der viele Jungen zur Welt bringt.

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Ostern bei den Armeniern im Libanon

Die folgenden unten beschriebenen armenischen Traditionen zu Ostern hat mir meine armenische Freundin im Libanon gemailt. Ihre englische Version ist auf vielen Webseiten zu finden. Sie hat mir den Wahrheitsgehalt und Richtigkeit des Textes bestätigt. Top

Viele Armenier gehen nur oder hauptsächlich an Ostern in die Kirche, daher werden sie auch die „Ostern-Christen“ genannt.

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Der Ostergruß auf Armenisch heißt:
Krisdos haryav i merelots (Christus ist von den Toten auferstanden), worauf man antwortet:
Orhnyal e harutyun' Krisdosi (Gesegnet sei die Auferstehung Christi)

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Ein Osterbrauch ist, dass in der Fastenzeit 40 Tage vor Ostern armenische Familien Linsen oder andere Körner auf ein Tablett oder Teller auslegen, das/der mit einer dünnen Schicht Watte ausgelegt ist und befeuchtet wird. An einem hellen Platz können die Körner bis Ostern sprießen. Diese Sprossen symbolisieren das Erwachen der Natur und den Frühling. Diese dienen an Ostern als Unterlage für die buntbemalten Ostereier auf dem Tisch.

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Warum bis heute Eier rot gefärbt werden und Frauen einen Schal in der Kirche tragen bzw. süßes Brot gegessen wird (cheorek) kommt von folgender Legende:

Als Jesus gekreuzigt wurde, nahm seine Mutter einige Eier und Brot und wickelte sie in ihren Schal. Als sie ihren Sohn gekreuzigt sah und Blut aus seinen Armen floss, kniete sie sich nieder und weinte. Die Tränen der Mutter und das Blut des Sohnes vermischten sich, als sie auf den Schal fielen.

Seit dieser Zeit begannen die Leute die Eier an Ostern rot zu färben und Frauen Schals beim Kirchgang zu tragen.

Die rote Farbe auf den Eiern erhält man mit Schalen einer roten Zwiebel, die mit den Eiern zusammen gekocht werden. Diese symbolisieren die Fruchtbarkeit und das neue Leben durch das Kreuzopfer Jesus [und seine Auferstehung].

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Keufteh (libanesisch: kafta) besteht aus Hackfleisch, Weizenschrot (Bulgur) und Gewürzen. In der Fastenzeit wird das Hackfleisch hier allerdings mit (roten) Linsen ersetzt.

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An Ostern wird hauptsächlich frittierter oder gekochter Fisch oder Lamm, Reis und Lavash (ungesäuertes Fladenbrot - also ohne Hefe bzw. Sauerteig angesetzt) gegessen. Dem Reis werden Rosinen und andere getrocknete Früchte untergerührt und er wird mit dem dünnen ungesäuerten armenischen Fladenbrot Lavash serviert.

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Auch bei den Armeniern klopfen zwei Personen gekochte Eier Spitze an Spitze aufeinander. Dabei versucht man das Ei des Gegners zu beschädigen. Kinder gehen mit Eiern in den Händen und Taschen umher und „kämpfen“ gegeneinander. Derjenige, der das Ei des anderen beschädigt, bekommt es. Um so viele Eier wie möglich zu gewinnen, schummeln die Kinder manchmal: Sie stellen falsche Eier aus Steinen, Holz oder Paraffin her. Auch farbloser Nagellack soll die Eierschalen haltbarer bzw. fester machen.

Ostermontag besuchen die Armenier die Friedhöfe, um für die verstorbenen Angehörigen und Freunde zu beten. Dabei stellen sie brennende Kerzen und Weihrauch ans Grab.

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Quellen u.a.:
Der Vorhang im Tempel, Stand: 3. November 2017
Was war so signifikant daran, dass der Vorhang des Tempels in zwei gerissen wurde, als Jesus starb? (gelesen: 22.04.2019)