Höhlen im Libanon

Der Libanon ist in beachtlichem Umfang verkarstet: etwa 2/3 der Landesfläche, was in etwa 7000 km² entspricht, sind von Karst bedeckt. Der Name "Libanon" (semitische Wurzeln), der "weiß" bedeutet, kann deshalb außer von der Schneebedeckung der Libanonberge im Winter auch von ihrer durch den Kalkstein bedingten weißen (Fels)farbe herrühren.
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Geologischer Aufbau

Gesteine1 Geologischer Aufbau des Libanon

Die im Libanon anstehenden Gesteine bestehen hauptsächlich aus Sedimentgesteinen: aus Karbonaten des Juras, der Kreide und des Tertiärs (Eozäns) wie auch aus vereinzelten küstennahen Kalksteinen des Miozäns. Davon bedecken jurassische Karbonate eine Fläche von ca. 1300 km² und Karbonate aus der Kreidezeit eine Fläche von etwa 4400 km². Gesteinsschichten aus dem Jura sind mit rund 208 Millionen Jahren die ältesten Gesteine, die im Libanon zu finden sind. Der größte Teil der Karbonate sind Dolomite und dolomitische Kalksteine. Vom oberen Jura bis zu den Gesteinen der mittleren Kreide finden sich aber auch Schichten aus Sandstein, Tonen und vulkanischer Asche. Aus dem Miozän finden sich noch reichlich Schwemmlandablagerungen in der Bekaa-Ebene, die dort aber z.T. von quartären (hauptsächlich eiszeitlichen) Seeablagerungen überdeckt sind.

Aktuell gibt es keinerlei vulkanische Aktivitäten im Libanon. Innerhalb der letzten 10 Millionen Jahre trat jedoch in großem Maßstab basaltischer Vulkanismus sowohl im äußersten Norden des Libanon als auch im äußersten Südwesten um den Berg Hermon (arab. Jabal el-Sheikh, wobei jabal das arabische Wort für Berg ist) herum auf (Golan, Jebel Druze). Speziell der Golan-Vulkanismus scheint erst (erdgeschichtlich) kürzlich, innerhalb der letzten 10000 Jahre, zum Erliegen gekommen zu sein.

Obwohl der Libanon somit großteils aus Gesteinen besteht, die zur Blütezeit der Saurier (Jura- und Kreide-Zeit) gebildet wurden, gibt es diesbezüglich leider keine nennenswerten Fossilfunde zu vermelden, jedenfalls was Landtiere betrifft – wohl hauptsächlich deshalb, weil der Libanon während des Jura und der Kreide zumeist vom Meer bedeckt war (siehe weiter unten). Bei marinen Fossilien dieser Epochen sieht es von den Funden her aber deutlich besser aus: in Hjoula, Haqil und Nammurah (alle Nordlibanon, bei Byblos) gibt es reichhaltige Fundstellen. Die Fossilienfundstelle Hjoula wurde bereits im 18. Jahrhundert in der wissenschaftlichen Literatur erwähnt. Vor allem für ihre phantastische Fischfauna ist sie weltberühmt (Sonnenrochen, Stachelhäuter, Quastenflosser, Krebse). Das Alter der Fossilien beläuft sich auf ca. 100 Millionen Jahren; sie stammen somit aus der Kreide-Zeit. Von Landtieren aus dem Quartär finden sich dann aber im Libanon wieder Fossilien (z.B. gut erhaltene Bärenknochen).
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Der Libanon ist von einer ganzen Reihe von geologischen Verwerfungen ("Störungen") aller Größen durchzogen. Die längste Verwerfung ist die Yammouneh-Störung; sie verläuft entlang des westlichen Randes der Bekaa-Ebene und verbindet die großen Störungen des Jordantales mit denen des Ghab-Tales in Nordsyrien.

Querschnitt Geologischer Querschnitt durch den Libanon (schematisch)

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Erdgeschichtliche Entwicklung des Libanon

Tethys Verteilung von Land und Wasser vor 20 Millionen Jahren

Die Erforschung des tieferen Untergrunds des Libanon ist leider noch nicht sehr weit gediehen, so dass die Abfolge und Lage von Gesteinsschichten älter als die des Jura (also älter als ca. 210 Millionen Jahre) weitgehend unbekannt ist. Die erdgeschichtliche Entwicklung des Libanon wurde vom Ende des Perms bis zur mittleren Kreidezeit durch das Auseinanderbrechen des Superkontinents Gondwana, von dem er ein (winziger) Teil war, bestimmt – es führte zur Bildung neuer Meere (Tethys z.B.). Die meiste Zeit des Jura (210 - 144 Millionen Jahre vor Jetztzeit) über war das Gebiet des heutigen Libanon Teil eines Meeres, erst nur eines von geringer, später dann zunehmender Tiefe. In dieser Phase entstanden die dicken jurassischen Kalksteinablagerungen. Im oberen Jura wurden Teile des Libanon über das Meeresniveau angehoben, später aber wieder überflutet.

In der frühen Kreidezeit lag dann das Gebiet knapp über Meeresniveau, mit Sümpfen, breiten Flussdeltas und Seen. Dies führte zur Ablagerung dicker (bis 500 m) Schichten aus Sand und Schiefertonen. Im weiteren Verlauf aber bis hin zur mittleren Kreidezeit wurde der Libanon erneut völlig von Wasser bedeckt und wiederum wurden mächtige Kalksteinschichten am Meeresgrund abgelagert. In der oberen Kreide näherte sich die afro-arabische Platte zunehmend der eurasischen an, was tektonische Verwerfungen im Libanongebiet zur Folge hatte: erste Anhebungen der heute als Libanon- und Antilibanongebirge bekannten Gebiete erfolgten. Nichtsdestotrotz blieben die meisten Landesteile noch unter dem Meeresspiegel – die Ablagerung von Kalkstein setzte sich fort.

Vor etwa 50 Millionen Jahren erfolgte, infolge der Kollision der afro-arabischen Platte mit Eurasien und der dadurch bedingten Schließung des Tethys-Ozeans, eine markante Hebung des gesamten Gebietes; zuletzt wurde das Meer dann auch aus dem Bekaa-Tal "vertrieben". Die heutige dreiteilige Grundstruktur des Libanon – Libanongebirge, Bekaa-Hochebene, Antilibanongebirge, war bis zum Oligozän (vor etwa 30 Millionen Jahren) dann schon voll entwickelt. Die Küste des immer schmaler werdenden Tethys-Ozeans lag aber für mindestens weitere 15 Millionen Jahre nur knapp nördlich und westlich des Libanon. Aus dem Westteil der Tethys entwickelte sich dann das Mittelmeer.
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Vor 10 Millionen Jahren wirkte sich die beginnende Einsenkung des Jordangrabens mit dem See Genezareth und dem Toten Meer aus: starke tektonische Störungen und ein erneutes Anheben der Libanongebirge waren die Folge. Dieser Prozess dauert im Prinzip bis heute an. Die Bekaa-Ebene mit ihren angrenzenden Hängen ist Teil dieser riesigen Transformierungsstörung, die die Plattengrenze zwischen der Afrikanischen und Arabischen Platte darstellt. Ein Beispiel für die fortdauernde Wirkung solcher Transformierungs- und Hebungsprozesse ist die Änderung des Laufes des Litani: ursprünglich nach Süden ins Jordantal entwässernd, wurde sein Lauf nach Süden hin durch Geländeanhebung blockiert und er suchte sich einen neuen Weg, westwärts ins Mittelmeer. Am Ende des Miozäns, als das Mittelmeer ausgetrocknet war, betrug die effektive Höhe des Libanongebirges gar mehr als 5000 m!
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erdhist Erdgeschichtliche Entwicklung des Libanon

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Die meiste Zeit der letzten zwei Millionen Jahre herrschte weltweit kaltes Klima vor (Eiszeitalter). In dieser Epoche war es auch im Libanon kühler und nasser als heutzutage; so war ein großer Teil der südlichen Bekaa-Ebene (von Rayak an südwärts) zumindest zeitweise von einem See bedeckt. Unklar ist, in welchem Ausmaß in den Eiszeiten eine Vergletscherung der Libanongebirge stattfand; die geologisch/geographischen Spuren deuten aber zumindest darauf hin, dass oberhalb 2500 m Gletscher begrenzter Ausdehnung existierten und zur Bildung von Gletschermoränen führten, wie z.B. bei den Zedern von Bcharre. Vor 10000 Jahren begann sich das Klima wieder zu erwärmen und der Libanon bewaldete sich wieder – mehr zur klimatischen Vergangenheit des Libanon siehe unter Wetter/Klima.
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Karstformen im Libanon

Karst1 Stark verkarstete Felsen im Libanon­gebirge

In großen Teilen des Libanon treten Kalkgesteine an die Oberfläche, wobei im westlichen Landesteil (hauptsächlich im Libanongebirge) die Verkarstung und die Anzahl nennenswerter Höhlen am größten ist. Im östlichen Teil des Libanon (Anti-Libanon und Berg Hermon) ist die geringere Karstbildung auf andere klimatische und strukturelle Bedingungen zurückzuführen. Allerdings dürfte in diesen Gebieten aufgrund noch unvollständiger Kartierung (bedingt durch die gerade im Grenzgebiet zu Syrien oft komplizierte politische Situation) die tatsächliche Anzahl von Karsterscheinungen höher liegen als bisher bekannt. Die jüngsten Kalksteine, aus dem Tertiär, zeigen nur eine geringe Verkarstung.
Die Gesamtdicke der karbonatischen Gesteine liegt bei 3940 m. Davon haben jurassische Karbonate einen Anteil von 1700 m und kretazische Karbonate einen Anteil von 2240 m. Zusammen mit den tertiären Karbonaten werden Mächtigkeiten bis 4790 m erreicht.

Tektonische Bewegungen und die dadurch entstehenden Störungen und Klüfte können als Grundsteine für Verwitterungsprozesse betrachtet werden. Das Libanongebirge ist nun deutlicher geklüftet und zerbrochen als der Antilibanon, was eine der Ursachen ist, dass signifikante Karsterscheinungen im Antilibanon fehlen, besonders im Norden.

Reichlich Niederschlag ist eine weitere Voraussetzung für die Bildung von Karsterscheinungen; bedingt durch die Nord-Süd-Orientierung der beiden Gebirgsketten des Libanon und ihre vergleichsweise große Höhe (bis 3083 m im Libanongebirge, bis 2840 m im Anti-Libanon/Hermon) sowie die generelle Zugrichtung der Mittelmeertiefs von West nach Ost erhält der Libanon beachtliche Jahres-Niederschlagsmengen: so erhält schon Beirut im Mittel (1980 - 2009) 835 mm Regen im Jahr und in höher gelegenen Landesteilen fallen über 1000 mm, im Hochgebirge bis zu 1600 mm. Der Anti-Libanon als östlichere der beiden Gebirgsketten erhält nicht so hohe Niederschlagsmengen. Mehr als 90% des Jahresniederschlags fällt dabei zwischen Oktober und März, in den Hochlagen dann oft als Schnee. Die sich im Winter bildende Schneedecke speist dann bis spät in den Frühling hinein (Mai) zahlreiche Flüsse und Quellen. Der Niederschlag versickert leicht durch das geklüftete Kalkgestein und kommt an fünf großen Karstquellen sowie tausenden von kleineren Quellen wieder an die Oberfläche. 13 Flüsse entwässern in das Mittelmeer, zwei weitere Flüsse transportieren das Wasser aus dem Antilibanon und dem Berg Hermon.
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Die am häufigsten zu findende Karstform sind Karren: Hierbei handelt es sich um rillen- oder rinnenförmige Vertiefungen an der Oberfläche blanker Kalksteine. Sie treten dort auf, wo Kalksteine exponiert und geneigt sind und folgen dem Gefälle. Erzeugt werden sie korrosiv durch oberirdisch abfließendes Wasser. Größere Karrenfelder befinden sich im Kalkstein des Libanongebirges sowie vom Jabal Barouk bis Jabal Niha. Andere häufig anzutreffenden Karsterscheinungen sind die kraterförmigen Dolinen (geschlossene Hohlformen in der Karsthochfläche, die sowohl durch allmähliche Gesteins-Lösung im Untergrund, als auch durch Einsturz von Höhlendecken entstehen), die im gesamten Libanon zu sehen sind, mit Durchmessern bis zu einigen hundert Metern. Besonders häufig sind sie in den höheren Bereichen der Libanonkette. In den jurassischen Kalksteinen nordöstlich von Qartaba, zwischen Kournet el-Aalie und Kournet el-Douar, sind Dolinen so dicht nebeneinander entstanden, dass es kaum mehr möglich ist, sich zwischen ihnen zu bewegen. In diesem Bereich ist auch eine natürliche Brücke mit einer Spannweite von 35 m entstanden. Etwas weiter nördlich gelegen befindet sich ein Trockental, welches nach NNE orientiert ist und in einem riesigen Ponor (Schluckloch) mit einigen hundert Metern Durchmesser endet;
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Karst2 Verkarstetes Trockental mit Dolinen, Libanon­gebirge

Auch größeren Poljen (oberirdisch abflusslose Gelände-Hohlformen) sind vorhanden, am bemerkenswertesten die Yammouneh Polje mit einer Breite von 1.25 km und einer Länge von 6 km. Im Laufe des Winters und des Frühjahrs entsteht hier, bedingt durch die reichlichen Winterniederschläge und das Frühjahrs-Schmelzwasser, ein kleiner See, der dann im Laufe des Sommers wieder verschwindet, teils durch Verdunstung, größerenteils aber durch unterirdische Entwässerung durch das Karstgestein hindurch.
Die Verkarstung begann vor etwa 40 Millionen Jahren. Dieser lange Zeitraum der Verkarstung hatte zur Folge, dass die jurassischen Kalkgesteine bis in große Tiefe verwittert sind; sichtbar wird das im tiefen Niveau zahlreicher Karstquellen und Höhlen, deren Eingang oft nur wenig über dem Meeresniveau liegt (wie z.B. die Jeita-Grotte) bzw. einige Quellen sogar unter dem Meeresspiegel austreten. Eine zweite Phase kräftiger Verkarstung setzte vor etwa 11 Millionen Jahren ein, nach Anhebung der Libanongebirge infolge der tektonischen Verwerfungen im Gefolge der Entstehung des Roten Meeres; davon diesmal auch betroffen die Kalkgesteine aus der Kreidezeit. Die bis zu 650 m dicke Kreide-Kalkstein-Schicht, die die höchstgelegenen Teile sowohl des Libanon- als auch des Anti-Libanon-Gebirges bildet, wird nach unten hin aber von einer wasserundurchlässigen Gesteinsschicht abgeschlossen – deshalb treten die von höheren Schichten durchsickernden Niederschläge in Höhe dieser Grenzschicht (ca. 1500 m) als kräftige Karstquellen wieder zutage. Somit existieren im Libanon zwei durch ihre Höhenlage deutlich voneinander getrennte Quellhorizonte: ein sehr tief liegender (0 - 300 m) und ein deutlich höher liegender (um 1500 m).

Der Libanon besitzt eine Reihe sehr schüttungsstarker Karstquellen (ain ist das arabische Wort für Quelle), mit Schüttungen von 11 m³/sec wie Ain el-Zarqa (nördl. Bekaa-Ebene) und der Quelle des Nahr el-Assi (Orontes, mittlere Bekaa-Ebene), 10 (Winter) - 2 m³/sec (Sommer) von Ain Anjar (Bekaa-Ebene, am Rand vom Antilibanon), 6 (Winter) - 1 m³/sec (Sommer) von Nabaa Ouazzani (südl. Libanon, im Tal des Nahr Hasbani, des oberen Jordans) und 3 m³/sec (Winterhalbjahr) beim Nabaa Arbaain (westlich des Jammouneh-Sees). Bedenkt man, dass es auf der ganzen Welt nur wenige hundert solch schüttungsstarker Quellen gibt, besitzt der Libanon also einen unverhältnismäßig starken Anteil daran.
Dazu kommen noch dutzende Quellen mit Schüttungen im Bereich 0,5 - 2 m³/sec. Zum Vergleich: Die beiden stärksten Quellen in Deutschland sind die Aachquelle in der Nähe vom Bodensee mit im Mittel 8,5 m³/s und der Blautopf in Blaubeuren mit im Mittel 2,3 m³/s. Beide Quellen sind ebenfalls Karstquellen; im Aachtopf tritt dabei das Wasser der Donau, das bei Immendingen versickert, wieder hervor.
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Quellen Verteilung der Quellen (dunkel­blaue Quadrate) im Libanon

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Die unterirdischen Erscheinungsformen beinhalten Höhlensysteme, unterirdische Flüsse und Seen und eine große Vielfalt an Sinterformen. Die bekanntesten Höhlen des Libanon sind die von Jeita, Faouar Dara, Qadicha/Qadisha, Aaquora und Afqa.
Die Grotte von Jeita, die sich 18 km nordöstlich von Beirut befindet, ist mit mehr als 10 km Ganglänge das größte und bekannteste Höhlensystem des Libanon; es entwickelte sich im Kalkstein aus dem Jura (näheres siehe weiter unten). Die anderen Höhlensysteme sind kleiner, wie die Grotte von Qadicha, die sich südöstlich von Bcharre befindet. Die Grotten von Aaquora und Afqa befinden sich am oberen Ende von Nahr Ibrahim im Adonis-Tal. Faouar Dara, nordwestlich von Zahle gelegen, ist die tiefste Höhle des Libanon: 622 m liegt der bisher erreichte Punkt tiefer als der Eingang, und die Gesamtganglänge beträgt 3500 m – mehr dazu weiter unten. Viele dieser Höhlensysteme werden von Höhlenbächen durchflossen, welche oft unterirdische Seen bilden, wie den 800 m langen See in der Grotte von Jeita und den 100 m langen See in der Grotte von Afqa. Stalagmiten und Stalaktiten sind in vielen dieser Höhlen in oft beachtlichem Umfang zu finden.
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Die Frage, wie viele bisher entdeckte Höhlen es im Libanon gibt, ist nicht so leicht zu beantworten – ein zentrales Höhlenregister scheint es nicht zu geben. Zu mindestens 300 Höhlen aller Typen und Längen gibt es aber im Internet konkrete Angaben zu Lage, Länge und Typ. Und der Spéléo Club du Liban (SCL), gegründet 1951 und ältester Höhlenverein im Libanon, spricht von rund 1000 erkundeten Höhlen. Vergleicht man diese Zahl mit deutschen Höhlengebieten und berücksichtigt die große und intensiv verkarstete Fläche des Libanon, so ist klar, dass dies bei weitem nicht alle existierenden Höhlen sein können – es muss, über alle Größenklassen summiert, viel mehr geben, vermutlich mehrere tausend! Aus diesen 300 lässt sich aber selbstverständlich schon die beliebten Tabellen "Längste und tiefste Höhlen" zusammenstellen; hier sind die "Top ten" beider Ligen (Stand 2008, nach den Spéléo Club du Liban-Archiven):

Die zehn längsten Höhlen des Libanon
Rang
Name
Länge (in m)
1
Jeita
10050
2
Roueiss
5460
3
Afqa
5260
4
Al-Kassarat
4648
5
Ain Al-Libne
4560
6
Nabaa Al-Shatawie
4130
7
Faouar Dara
3500
8
Qattine Azar
3100
9
Dahr Al-Ain
1500
10
Nabaa Al-Moutran
1100

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Die zehn tiefsten Höhlen des Libanon
Rang
Name
Tiefe (in m)
1
Faouar Dara
- 622
2
Qattine Azar
- 515
3
Balloua Baatara
- 255
4
Jouret Al-Abed
- 255
5
Al-Badaouiye
- 205
6
Ain Al-Libne
- 195
7
Othman Remaihy
- 163
8
Aaqroub
- 155
9
Balloua Balaa
- 152
10
Tarchich
- 147

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Auch hier fällt auf, dass die Anzahl an Riesenhöhlen (Länge >= 5000 m) mit nur drei Stück für einen so ausgedehnten Hochgebirgskarst wie er im Libanon vorliegt, relativ gering ist. Das letzte Kapitel beschäftigt sich daher näher mit der Frage, was noch an Höhlenpotential (im Wortsinne) im Libanon steckt!

Die Lage von etwa 100 Höhlen aller Größen im Libanon zeigt nachfolgende Karte:

Hoehlen Lage von etwa 100 Höhlen im Libanon

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Zu den 14 in der Karte namentlich aufgeführten Höhlen gehören außer den längsten und tiefsten noch einige kulturgeschichtlich und archäologisch bedeutsame Höhlen. Näheres zu diesen sowie einigen weiteren Höhlen im folgenden Abschnitt. Die Karte zeigt nur wenige Höhlen im Gebiet des Anti-Libanon, obwohl auch dieser großteils aus verkarstungsfähigem Gestein besteht. Die Frage, ob hier ein echter Höhlenmangel oder aber ein Auswahleffekt vorliegt, wird ebenfalls noch im letzten Abschnitt dieses Artikels diskutiert.
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Die bedeutendsten Höhlen

Die mit Abstand berühmteste und wohl auch am längsten bekannte Höhle des Libanon ist die Jeita-Grotte in der Nähe von Beirut: 1736 wird sie erstmals schriftlich erwähnt, und seit 1836 dann auch erkundet – bis zum heutigen Tage sind rund 10 km Ganglänge erforscht! Systematische Höhlenforschung wird im Libanon aber erst seit 1951 betrieben, dem Gründungsjahr des Spéléo Club du Liban (SCL). Aktuell gibt es vier sich mit Höhlenforschung beschäftigende Vereine im Libanon:

Ihren Forschungen ist es zu verdanken, dass mittlerweile neben Jeita noch mehrere weitere Riesenhöhlen im Libanon gut erkundet und dokumentiert sind. Im Folgenden wird ein Überblick über die größten und wichtigsten Höhlen des Landes gegeben.
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Jeita-Grotte

Gelaende Eingang zum Gelände der Jeita-Höhle

Magharet Jeita (arab.: مغارة جعيتا‎), kurz als Jeita-Grotte bekannt, ist eine wirklich imposante und große Tropfsteinhöhle bzw. Karsthöhle. Sie ist eine der schönsten im Vorderen Orient und natürlich die schönste im Libanon. Sie liegt lediglich 18 km nördlich von Beirut und 5 km von der Küste entfernt, im Tal des Nahr el-Kalb, des Hundeflusses. Der Eingang befindet sich in einer kleinen grünen wunderschönen Schlucht – ein toller Gegensatz zu den weißen Kalksäulen in den beiden zugänglichen Tropfsteinhöhlen. Diese Höhle zu besuchen ist ein Muss, wenn man im Libanon ist.

Die Jeita-Grotte besteht aus zwei miteinander verbundenen Höhlensystemen von zusammen ca. 9 km Länge. Man kann zwei Höhlen besichtigen. Entgegen der vorgesehenen Route sollte man meiner Meinung nach zuerst die weiter unten gelegene Höhle besichtigen und dann erst die obere Tropfsteinhöhle. Warum?

Die untere Höhle ist kleiner als die obere Höhle, dafür kann man aber in regenarmen Zeiten mit einem Boot mit Führer im ausgedehnten unterirdischen See ca. 400 m der Höhle besichtigen. Der See bzw. Fluss ist insgesamt ca. 7800 m lang. Im Winter steht das Wasser durch den Regen meist zu hoch, um mit dem Boot zu fahren. Deshalb ist sie nur zwischen März/April bis Oktober geöffnet, da sie bloß mit dem Boot besichtigt werden kann.
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Die obere Höhle ist sehr groß und teilweise auch nach oben sehr weiträumig. Ein wahres Aha-Erlebnis erfährt man, nachdem man durch den 120 m langen Betontunnel, der als künstlicher Zugang gebaut wurde, gegangen ist. Auf einem 750 m langen Fußweg lässt sich dann das Innere der Tropfsteinhöhle auf verschiedenen Ebenen bestaunen. Insgesamt erstreckt sich die Höhle jedoch auf 2200 m. Diese Tropfsteinhöhle entstand angeblich mehrere Millionen Jahren vor der unteren Höhle. Auf Grund der guten Akustik fanden hier nach 1969 immer wieder Konzerte statt – vor ein paar Jahren jedoch wurden sie eingestellt.
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Kommt man vom Haupteingang, hat man die Möglichkeit, mit einer kleinen Kabinen-Seilbahn, der österreichischen Firma Doppelmayr Seilbahnen GmbH, zur oberen Höhle zu fahren. Die etwas steile Strecke lässt sich aber auch gut zu Fuß bewältigen. Zurück zur kleinen Höhle fährt ein kleiner Zug. Auch hier kann man aber die Strecke laufen. Wie gesagt, um nicht von der kleinen Höhle etwas „enttäuscht“ zu werden, ist es meiner Meinung nach sinnvoller, mit der kleinen zu beginnen.

Fotografieren in den Höhlen ist offiziell verboten! Tatsächlich wird man bei den Eingangstunneln aufgefordert, Kameras und auch Handys in dafür vorgesehene Schließfächer zu deponieren.

Zusätzliche touristische Angebote finden Sie im Menüpunkt Sehenswürdigkeiten --> Jeita-Grotte
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Jeita1 Halle mit prächtigen Tropfsteinen in der Jeita-Höhle

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Beschreibung der gesamten Höhle

Das Jeita-Höhlensystem ist aus zwei Stockwerken aufgebaut: der obere (ältere) Teil liegt komplett trocken, während der untere (jüngere) Bereich von einem Zweig des Nahr el-Kalb durchflossen wird. Der unterschiedliche Entwicklungsgrad zeigt sich vor allem an den in Zahl und Größe stärker ausgeprägten Tropfsteinen innerhalb der oberen Höhle. Tropfsteinbildung ist erst nach teilweisem bzw. vollständigem Trockenfallen einer Höhle möglich. Die Decke der oberen Höhle zeigt eine elliptische Form mit runder Ausprägung; zum Übergang zur unteren Höhle geht der runde Höhlenquerschnitt in einen Trichter über. Die eigentliche Verbindung beider Höhlen ist nur noch ein Spalt.

Hoehlenfluss Der Höhlenfluss in der Jeita-Höhle

Untere Höhle:
Die untere Höhle beginnt mit einer großen Halle; es folgt ein weitgehend geradlinig verlaufender Gang, der zu zwei weiteren großen Hallen führt. Bedingt durch mehrere Stromschnellen werden die Raumdimensionen enger und gehen für mehrere hundert Meter über in eine tunnelähnliche Galerie. Es folgen anschließend die Thompson-Höhle, ein 250 m langer und 60 m breiter Raum und dann die Großes Chaos getaufte Halle mit über 500 m Länge, die durch weiträumigen Deckenverbruch entstanden ist: große herabgebrochene Felsblöcke bilden den Hallenboden. 1963 fand man dort, in 70 m Höhe über dem Hallenboden nur durch schwierige Kletterei zu erreichen, den Eingang zum Weißen Saal, einem über 2250 m² großen Raum, fast vollständig ausgekleidet mit schneeweißen Versinterungen (Kalksteinablagerungen) aller Art. Erst 2006 gelang ein zweiter Besuch dieser Halle! An das "Große Chaos" schließt sich die Burg von 1001 Nacht benannte, schön dekorierte Halle an. Eine Serie von Seen, miteinander verbunden durch kleine Wasserfälle, führt schließlich zur Mroueh-Halle hin, ein 200 m langer und 50 m breiter Raum. Nach einer Reihe von Stromschnellen teilt sich der Gang: der nördliche Zweig ist länger und enthält einen schönen sandigen Abschnitt, bevor eine weitere Seenserie am die befahrbare Höhle abschließenden Syphon (Höhlengang steht ganz unter Wasser) endet. Dieses natürliche Höhlenende kann heutzutage auch durch einen künstlichen, 600 m langen Tunnel erreicht werden.

 

Obere Höhle:
Im Januar 1969 wurde die 800 m lange Obere Galerie für das Publikum eröffnet und wurde schnell zur Haupttourismusattraktion des Libanon, deren jährliche Besucherzahlen (280 000) sogar ein Mehrfaches der touristischen Nummer 2, den Ruinen von Heliopolis bei Baalbek, betragen! Die Obere Galerie ist – wie schon erwähnt – der schönste Teil der Höhle, mit zahlreichen großen und schön geformten Tropfsteinen. Sie liegt rund 60 m höher als der untere, mit Booten befahrbare Höhlenteil; an manchen Stellen der Besichtigungsstrecke kann man auf die Seen der unteren Höhle herabsehen. Drei große Räume bilden die Obere Galerie: Der Weiße Raum ist zwar nur von mittlerer Größe, besitzt aber die eindrucksvollsten Tropfsteine: der größte Stalaktit ist 8,20 m lang. Damit zählt er zu den größten Stalagtiten der Welt. Der Rote Raum (benannt nach der durch Eisenoxid hervorgerufenen Färbung der Tropfsteine) ist sehr großräumig: 30 - 50 m breit und bis zu 106 m hoch! Die nachfolgende dritte Halle ist sogar noch größer und reicht bis 120 m Höhe.

Zur besseren touristischen Erschließung wurden sowohl für die obere als auch die untere Höhle künstliche Zugangsstollen angelegt – erst dadurch wurde das heutige bequeme Begehen der Höhle möglich gemacht.
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Entstehung und Entwicklung der Jeita-Höhle

Der Beginn der Entstehung der Jeita-Höhle lag im Quartär. Die Jeita-Höhle wurde wahrscheinlich, ebenso wie das Tal des Nahr el-Kalb selbst, entlang einer von Ost nach West verlaufenden Störung in diesem Gebiet angelegt. Die Karbonatlösung entlang von Störungen erfolgt allerdings nur in der Anfangsphase der Höhlenentstehung; danach ist der Höhlenverlauf ausschließlich vom Wassergefälle abhängig. Mit fortschreitender Talerosion bei gleichzeitiger Hebung des Libanongebirges kam es zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels: das obere Höhlensystem wurde somit größtenteils hydraulisch entkoppelt und weitestgehend trockengelegt, während sich durch die Talsenkung das untere Höhlensystem mit dem heute noch aktiven Höhlenfluss entwickelte. Die Entwicklung eines Höhlensystems hängt neben den rein geologischen Gegebenheiten auch von den herrschenden Klimabedingungen ab: je feuchter das Klima, umso bessere Entwicklungsbedingungen für Höhlen. Umgekehrt kann man aus Untersuchungen von Tropfsteinen auf das Klima lange zurückliegender Zeiten schließen: Untersuchungen an einem 120 cm langen und im Laufe von etwa 12000 Jahren gewachsenen Tropfstein aus der Jeita-Höhle (obere Höhle, ca. 200 m vom Eingang entfernt 2005 entnommen und dann längsgeteilt – die eine Hälfte verblieb in der Höhle mit erklärender Schautafel) zeigten, dass nach dem allgemein sehr trockenen Klima am Ende der letzten Eiszeit (Jahresniederschläge < 500 mm/Jahr, Tropfsteinwachstum nur ca. 0,5 cm/100 a) im Libanon dann zwischen ca. 9200 und 6500 Jahren vor der Jetztzeit eine feuchte Periode (die feuchteste der letzten 12000 Jahre) herrschte, mit Jahresniederschlägen > 1100 mm und deutlich erhöhtem Tropfsteinwachstum (bis 3 cm/100 a). Es folgte dann nach einer 500-jährigen Übergangszeit eine trockenere Periode, die bis mindestens 1100 Jahre vor Jetztzeit (dem zeitlichen Ende des Tropfsteins) andauerte und nur zwischen 3000 und 4000 Jahren vor Jetztzeit von einer wiederum relativ feuchten Periode unterbrochen wurde. Das Wachstumstempo des Tropfsteins nahm zwischen 5000 und 1100 Jahren vor Jetztzeit entsprechend den dann meist trockeneren Bedingungen von 0,9 auf nur noch 0,5 cm/100 a ab. Aktuell liegt der Jahresniederschlag bei der Jeita-Höhle im Mittel bei 1000 mm im Jahr.
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Geschichtliches

1736 Erste schriftliche Erwähnung der Höhle
1836 Entdeckung der kleineren unteren Höhle, wahrscheinlich durch den amerikanischen Missionar Rev. William Thomson. Er kam ca. 50 m weit hinein. Als er in der Höhle am Wasser des Flusses Nahr el-Kalb stand, hat er einen Schuss abgegeben. Durch das Echo der Schüsse schlussfolgerte er, dass dies ein Teil eines bedeutenden Höhlensystems sein muss.
1873 Erste Erkundungen durch H.G. Huxley and W.J. Maxwell, zwei Angestellte der Beirut Water Company, sowie Rev. Dr. Daniel Bliss (dem damaligen Präsident des „Syrian Protestant College“, die heutige Amerikanisch Universität von Beirut, AUB). Aufgrund eines Wasserfalls musste die Expedition schon nach 1 km abgebrochen werden.
1856 - 1902 rund 1000 m der Höhle wurden erforscht
1926 / 1927 zwei Expeditionen erkunden weitere 750 m der Höhle; erforschte Gesamtlänge damit 1750 m
1946 Start der libanesischen Erkundungen; Vorstoß bis 1950 m
1946 - 1958 sukzessive Erkundungen bis zum heutigen Ende der Höhle; Anwachsen der erforschten Ganglänge auf über 9000 m
1958 Eröffnung der unteren Höhle für die Öffentlichkeit. Sie war vom Frühjahr bis Herbst geöffnet. Grund: Bei Regen war die Höhle durch den hohen Wasserstand nicht mehr mit den Booten befahrbar.
1959 Entdeckung der oberen Höhle durch libanesische Höhlenforscher.
40 609 Besucher
1960 66 609 Besucher
1968 167 000 Besucher, Eintritt: 2 LL, damals 2,50 DM also ca. 1,25 Euro
11.01.1969 Eröffnung der oberen Höhle für die Öffentlichkeit mit einem Konzert mit elektronischer Musik vom französischen Komponisten François Bayle. Es wurde als ein "gesellschaftliches und kulturelles Ereignis ersten Ranges" gefeiert. Die wichtigsten Staatsleute des Libanons nahmen teil. Außerdem wurden vom libanesischen Ministerium für Fremdenverkehr Vertreter und Musikkritiker aus Europa und internationale Vertreter der Speläologie eingeladen. Weitere Konzerte folgten seitdem bis heute. Im Sommer 1996 gab es 14 Boote für die untere Grotte. Es waren 40 Personen beschäftigt.
1971 Anlage eines künstlichen Zugangstunnels zum hinteren Höhlenteil
1976, November vier modernen Konzerte (22. - 25.11) des deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen (Spiral, Teilen Aus den sieben Tagen, Telemusik, Stimmung, Hymnen). 1969 kam ein Film über ihn heraus: Stockhausen in den Höhlen von Jeita mit Auschnitten der Stücke Hymnen, Kurzwellen, Spiral und Stimmung.
1978 Schließung auf Grund des Bürgerkrieges. Beide Tunnel, welche die obere und untere Höhlen verbinden, wurden als Munitionslager, Gebäude der Jeita-Anlage wurden für militärische Zwecke benutzt. Die Höhlen selbst blieben unversehrt, jedoch war die Anlage mit den Gebäuden und der Seilbahn zerstört.
1994 Wiederaufbau im Auftrag des Touristenministeriums des Libanon durch die Firma MAPAS Co. unter der Leitung von Dr. Nabil Haddad, mit Berücksichtigung des Erhaltens der Natur, z.B. für den Bau wurden/werden nur Steine aus der Umgebung benutzt, Mülltrennung, recyclingfähige Materialien in der Grotte, keine chemischen Reinigungsmittel ...
16.7.1995 Nach nur 15 Monaten des Wiederaufbaus Wiedereröffnung beider Tropfsteinhöhlen
2008, Oktober Klassisches Konzert des libanesisch-armenischen Komponisten und Pianisten Guy Manoukian und seinem Ensemble. Es wurde von MAPAS Co. und dem libanesisch-japanischen Kulturverein organisiert. Unter den Anwesenden waren der Tourismusminister Ellie Marouni, der japanische Botschafter Yoshihisa Kuroda und Miss Libanon Rosarita Tawil.
10.03. 2010 Konzert zu Ehren des deutschen UNIFIL-Marinekontingents:
Musiker u.a. Maguy Abillama (Panflöte), Layla Kanj (Geige) und Pierre Basbous (Klavier).
2010 oder 2011 Jeita Grotto The Wonder:
Gesang- und Ballettaufführung mit Mirna Chaker. Dies war ein Projekt um für die Jeita Höhle bei der Wahl der sieben neuen Naturwunder aufmerksam zu machen, die am 11.11.2011 zu Ende ging. Auf youtube: hier.

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Jeitagelaende Shops und Restaurants auf dem Gelände der Jeita-Höhle

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Fakten

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Öffnungszeiten

Dienstag - Sonntag von 9.00 - 17.00 Uhr. Montags ist geschlossen!
In den regenreichen Wintermonaten ist die kleine Höhle wegen zu hohen Wasserstands geschlossen.

Fragen Sie vorsichtshalber bitte nach, ob die Jeita-Grotte auch an offiziellen Feiertagen geöffnet hat.

Tel.: 00961-(0)9-220 840/1/2/3
Fax: 00961-(0)9-220 844/5

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Preise

Unter 4 Jahre: frei
4 - 12 Jahre: 10.175 LL oder 6,80 US-Dollar (ca. 5.00 Euro)
Über 12 Jahre: 18.150 LL oder 12,06 US-Dollar (ca. 9 Euro)

Die Preise enthalten die Diashow, Seilbahn, den Eintritt in die untere und obere Höhle sowie den kleinen Zug.
(Stand: Mai 2012)
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Afqa - Höhle (auch Adonis - Höhle)

Die Afqa-Höhle, etwa 30 km südöstlich von Byblos gelegen im Quellgebiet des Nahr Ibrahim, ist schon seit dem Altertum als "Adonis-Höhle" bekannt: hier soll der Sage nach Adonis, der Liebhaber der Aphrodite, gestorben sein. Das Tal des Nahr Ibrahim spaltet sich im Oberlauf in einen nördlichen und einen südlichen Teil auf: im südlichen Tal findet man die Afqa-Höhle, im nördlichen Tal ihren "Zwilling", die Roueiss-Höhle (siehe nachfolgenden Abschnitt). Die Höhle ist leicht zu finden, da sie direkt in einer Felswand an der nach Afqa führenden Straße liegt (etwa 1 km vor dem Ort, wenn man von Byblos her kommt) und wegen ihres großen Portals auch vom Auto aus sofort sichtbar wird.
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Die Afqa-Höhle, 1137 m hoch gelegen, hat einen imposanten Eingang (50 x 30 m), aus dem im Winter und Frühjahr ein starker Wasserfall austritt; die Schüttung beträgt dann beachtliche 1,5 m³/sec (4 m³/s nach anderen Angaben). Typisch für eine Karstquelle ist die hohe Variabilität der Schüttung: zwischen 56,7m³/s (Spitzenwert, 1971) und etwa 0,5m³/s in den späten Sommermonaten (das Bild unten wurde im September 2011 aufgenommen – entsprechend gering die austretende Wassermenge, nach dem langen regenlosen Sommer). Das Höhleninnere besteht aus einer Serie von Labyrinthgängen und großen Räumen. An Tropfsteinen ist allerdings nichts Bemerkenswertes zu finden. Ein unterirdischer Fluss strömt durch einen Teil der Höhlenräume; im Winter, bedingt durch die dann in aller Regel starken Niederschläge (1200 mm im Jahr), flutet der Fluss die ganze Höhle, die dann nicht mehr befahren werden kann. Die bisher (Stand 2008) erforschte Ganglänge beträgt 5260 m. Der austretende Höhlenfluss fließt unter einer Brücke, über die die Autostraße führt, durch und bildet direkt dahinter einen kleinen Wasserfall mit anschließendem Teich – ein Imbiss mit Snacks, Getränken und einigen Tischen befindet sich direkt über dem Teich. Das alles nur ca. 100 m Luftlinie vom Höhleneingang entfernt.

Noch ein Ratschlag: auf den Besuch des Ortes Afqa und der dahinterliegenden Dörfer sollte man je nach Lage aus Sicherheitsgründen lieber verzichten! Fragen Sie die Einheimischen vor Ort.
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Afqa Das große Portal der Afqa-Höhle im Spät­sommer (September)

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Roueiss Höhle

Die Roueiss Höhle liegt etwa 30 km südöstlich von Byblos gelegen im Quellgebiet des Nahr Ibrahim. Das Tal des Nahr Ibrahim spaltet sich im Oberlauf in einen nördlichen und einen südlichen Teil auf: im südlichen Tal findet man die Afqa-Höhle (siehe vorangehenden Abschnitt), im nördlichen Tal, nur 6 km Luftlinie entfernt, ihren "Zwilling", die Roueiss-Höhle. Ähnlich wie die Afqa-Höhle liegt auch sie in einer direkt an der Autostraße liegenden Felswand, nur wenige hundert Meter von dem Ort Aaquora entfernt (wenn man von Byblos über Qartaba anfährt). Ihr Eingang ist allerdings nicht gut von der Straße aus sichtbar (da teilweise durch Büsche verdeckt): man muss parken und den Pfad suchen (siehe Bild), der bequem zum Höhlenportal führt. Der eigentliche Eingang zum Höhlensystem selbst ist aber mit einer Art Metallkäfig-Tür verschlossen (siehe Foto rechts), also ähnlich wie in (allzu)vielen deutschen Höhlen. Es werden jedoch öfters Führungen gemacht (Dauer ca. 90 - 120 min.), so dass Interessierte sich dann selbst ein Bild vom Höhleninnern machen können.
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Die 1300 m hoch gelegene Roueiss Höhle ist mit einer bisher (Stand 2008) erforschten Ganglänge von 5460 m die zweitlängste Höhle des Libanon. Auch aus ihr entspringt im Winter und Frühjahr ein kräftiger Höhlenfluss (Schüttung: 0,5 m³/sec - 1,0 m³/sec), der im Laufe des Sommers dann aber oft vollständig versiegt. Im Gegensatz zur Afqa Höhle tritt hier der Fluss aber nicht direkt aus dem Höhleneingang aus, sondern sickert einige Meter tiefer durch Blockwerk aus. Die auf mehreren Etagen angelegte, weitgehend aber horizontal verlaufende Höhle ist eher arm an Tropfsteindekoration, besitzt aber mehrere große Hallen, deren größte eine Ausdehnung von etwa 50 x 50 m hat.
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Roueiss Links: Portal der Roueiss-Höhle; rechts: der eigent­liche Zugang zum Höhlen­system

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Al-Kassarat Höhle

Diese Höhle wurde bei Abbauarbeiten in einem Steinbruch in der Nähe von Antelias (küstennaher Ort, wenige Kilometer nördlich von Beirut gelegen) in 60 m Höhe NN entdeckt (also ähnlich wie die Ebersbacher Tropfsteinhöhle bei Buchen im Odenwald). Schnell stellte sich heraus, dass man damit ein wirklich großes Höhlensystem eröffnet hatte: 4648 m Ganglänge sind bisher erforscht! Leider schritten während des Libanesischen Bürgerkrieges von 1975 - 1990 die Abbauarbeiten in dem Steinbruch ohne Rücksicht auf die Höhle fort und zerstörten so 500 m Höhlengang sowie den natürlichen Eingang der Höhle; erst 1996 wurde die Höhle durch einen künstlichen Zugang wiedererschlossen. Die meisten Teile der Höhle werden von einem Fluss durchflossen.
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Al-Kassarat-Hoehle Auf dem Höhlenfluss in der Al-Kassarat Höhle

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Faouar Dara Schachthöhle

Diese mit einer Tiefe von 622 m auch international gesehen bedeutende Schachthöhle liegt in einer Eingangshöhe von 1620 m an dem Sattel zwischen dem Jabal Knisse (Jabal Kneisse) und dem Jabal Sannine, östlich des Ortes Tarchich und nordwestlich von Zahle. Ein schmales Karsttal führt zum Einstieg; es folgt dann eine Folge von steilen Schächten (insgesamt 22) und langen flachen Passagen, bis man 622 m unterhalb des Eingangs den abschließenden Syphon erreicht. Die Gesamtganglänge summiert sich (Stand 2008) auf 3500 m. Die Erstbefahrer von 1955 bezwangen den steilen 119 m tiefen Eingangsschacht; bis 1962 konnte dann das gegenwärtige Ende der Höhle erreicht werden. Färbungsversuche in den Jahren 1965 und 1968 ergaben, dass nach ca. 10 Tagen das eingefärbte Wasser in der 21,3 km entfernten Al-Kassarat-Höhle wieder zu Tage tritt (somit Fließgeschwindigkeit von rund 90 m/h).
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Faouar-Plan Höhlenplan der Faouar Dara-Höhle

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Qattine Azar Schachthöhle

Diese erst 1996 entdeckte Schachthöhle liegt nur wenige Kilometer von der Faouar Dara Schachthöhle entfernt und ist mit ihrer Tiefe von 515 m nach dieser die zweittiefste des Libanon; ihre Ganglänge beträgt (Stand 2008) 4204 m. Färbversuche zeigten, dass der die Höhle durchfließende Fluss von Faouar Dara herkommt; damit konnte bewiesen werden, dass ein- und derselbe Höhlenfluss zuerst die Faouar Dara-Höhle durchfließt, dann Qattine Azar und schließlich, mehr als 20 km Luftlinie entfernt, die Höhle Al-Kassarat (siehe oben), um dann als Fouar Antelias-Quelle nurmehr 30 m über dem Meeresspiegel ans Tageslicht zu treten.
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Balloua Baatara Schachthöhle

Baatara1 Balloua Baatara-Höhle: Blick von der mittleren Brücke nach Westen

Diese Balloua Baatara Schachthöhle, nahe der Straße nach Tannourine im Libanongebirge in 1480 m Höhe liegend, ist auch unter dem Namen "Drei Brücken" bekannt: Denn sie besitzt einen außerordentlich imposanten Eingang, einen 70 m steil abfallenden, halboffenen Schacht, der von drei natürlichen Steinbrücken gequert wird. Die speläologische Erforschung der Schachthöhle begann 1952: Die Höhle selbst besteht aus einer Serie von Schächten (der tiefste 80 m) und erreicht eine Gesamttiefe von 255 m. Im Winter stürzt ein 70 m tiefer Wasserfall in die Höhle hinein und macht sie völlig unzugänglich. Färbversuche, 1985 vom Spéléo Club du Liban durchgeführt, ergaben, dass das in die Schachthöhle fließende Wasser 13 Stunden später in der 6 km nordwestlich auf einer Höhe von 620 m gelegenen Höhle von Kfarhilda wieder austritt. Im Laufe des Sommers versiegt aber der Wasserzufluss in den meisten Jahren völlig, die Höhle liegt dann trocken.

Obwohl die Schachthöhle mit ihrem Felskessel von wirklich beeindruckenden Dimensionen ist und ganz nahe am Ortsrand von Baatara liegt, ist sie von der durch den Ort führenden Hauptstraße aus nicht zu sehen und auch nur sehr dürftig ausgeschildert; man muss im Ort, vom Süden kommend, links abbiegen und erreicht dann bald einen kleinen Parkplatz, von dem aus man auf den Schacht herabblicken kann und von wo aus auch ein guter Wanderweg zu ihm hinführt. Die Schachthöhle liegt in einem typischen Gebirgskarst-Plateau, welches nach Westen hin von einem knapp 1900 m hohen steil ansteigenden Gebirgszug abgeschlossen wird. Dem Wanderweg folgend erreicht man dann von Westen kommend den riesigen Felskessel, dessen Abschluss nach Osten hin die eigentliche Schachthöhle bildet. Das untere Bild zeigt die drei Felsbrücken des (im oberen Teil) halboffenen Schachts; ein Schild am Parkplatz warnt vor dem Betreten der mittleren Brücke oder dem Herantreten an den Schachtrand – denn hier gibt es keinerlei Geländer oder Schutzzäune und ein Sturz wäre unvermeidlich tödlich! Das Bild links zeigt den Blick von der mittleren Brücke (Besucher halten sich nicht immer an Warnhinweise ...) nach Westen und zeigt die beachtlichen Dimensionen des Schachtes: etwa in Bildmitte, nahe dem Schachtrand, ist winzig eine Person zu erkennen, die als Größenmaßstab dienen kann! Ganz in der Nähe von Balloua Baatara befinden sich noch (mindestens!) zwei weitere große Schachthöhlen auf dieser Karstebene.
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Baatara1 Balloua Baatara-Höhle: Die drei Felsbrücken des halboffenen Schachts

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Al-Badaouiye Schachthöhle

Diese Schachthöhle, einige Kilometer südlich von Afqa gelegen, wurde 1966 entdeckt. Der Schacht öffnet sich in 1930 m Höhe auf einem verkarsteten Hochplateau mit einem großen, annähernd kreisförmigem 10 m durchmessendem Einstiegsloch – und fällt dann fast senkrecht 160 m tief ab. Damit ist dieser Einstiegsschacht der längste einzelne Schacht im Libanon. Nach diesem ersten Schacht führt der Höhlengang mit einem 45°-Winkel weiter nach unten; insgesamt erreicht die Höhle eine Tiefe von 205 m. Am Boden des ersten Schachts sammelt sich im Winter eine meterhohe Schneedecke an, die auch während des Sommers nur teilweise wegtaut – so war sie z.B. im August 2000 noch mehr als zwei Meter dick!
ACHTUNG: Die Höhle liegt in vermintem Gelände und ist deshalb nur mit sehr ortskundigem Führer sicher zu erreichen!
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Schacht Al-Badaouiye-Schachthöhle im Libanongebirge

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Grotte Kfarhim im Süden

Die Tropfsteinhöhle wurde 1974 von Fußball spielenden Kindern entdeckt und ist 680 m lang. Sie liegt im Chouf-Gebirge, in dem Ort Kfarhim am Nordhang des Tales des Nahr el-Damour. Quasi um den Eingang herum wurde ein Gebäude errichtet, das direkt an der Straße liegt und neben dem Höhleneingang noch einen großen Souvenirshop enthält (siehe Foto). Noch ist die Höhle nicht vollständig erkundet, aber ein Teil ist der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieser öffentliche Teil wurde leider ziemlich rigoros mit viel Beton begehbar gemacht und enthält eine Reihe nicht allzu großer Tropfsteine.
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Nachdem man den Eintritt von 10.000 LL (ca. 5,00 Euro) bezahlt hat, betritt man das Gebäude. Gleich am Anfang über der Tür hängt ein übergroßes Plakat mit der ersten Seite der Tageszeitung An-Nahar, welche als erste über die Entdeckung der Höhle 1974 auf der Titelseite berichtete. In der Höhle hört (und sieht) man unaufhörlich Wasser von der Decke tropfen – und das auch am Ende des regenfreien Sommers im September. Natürlich tropft es wesentlich stärker in den regenreichen Wintermonaten; ein kleiner Teil der Höhle steht dann unter Wasser. Der Rest der Höhle ist jedoch auch dann noch für Besucher zugänglich. Angeblich ist hier alles im Naturzustand belassen, außer den Besucherwegen. Manche dicken Tropfsteine sehen allerdings eher Menschen gemacht aus ... Aber ich kann mich da auch irren. In der Höhle erklären abschnittsweise Führer die geologischen Gegebenheiten; auf zu detaillierte Fragen antworten sie aber meist vage. Man sieht auch Stalaktiten, die oben abgesägt wurden, damit der Besucher sich nicht den Kopf anschlägt. Eine Besichtigung dauert ca. 20 Minuten; Fotografieren ist erlaubt.
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Anfahrt: Von Beirut in Richtung Sidon. Auf der Autobahn, der „autostrad“ bei Damour abbiegen. Nach Damour Richtung Kfarhim (Kfar Him) weiterfahren. 40 km, Fahrtzeit ca. 45 Min.

Eintrittspreise (2011): 10.000 LL (ca. 5,00 Euro)

Öffnungszeiten: 08.00 - 18.00 Uhr
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Kfarhim Eingangsgebäude zur Kfarhim-Grotte im Chouf-Gebirge

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Qadisha Grotte (arab. Magharet Quadisha)

Die Qadisha Grotte wurde 1923 vom Priester John Jacob entdeckt. Durch die Grotte mit Stalaktit- und Stalagmitformationen strömt der Qadisha Fluss, der in Tripoli, wo er den Namen „Abu Ali“ trägt, ins Mittelmeer fließt.

Anfahrt: Von Beirut in Richtung Tripoli: nach Batroun Abfahrt Chekka, dann weiter nach Amioun – Richtung Bsharré – Kousba – Tourza, ca. 100 km, Fahrtzeit ca. 1½ Std. 

Eintrittspreise (2006): 3.000 LL (ca. 1,50 Euro)

Öffnungszeiten: 09.00 - 16.00 Uhr
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Höhlen von Tyron

Die Höhlen von Tyron sind auch unter folgenden Namen bekannt: alt-arabisch: Shâkif Tirun, arab. Qalaat Niha oder Tyron in Niha. Es sind z.T. in den Berg gehauene „Zimmer“, die eine befestigte Höhlenburg bildeten mit dem Blick aufs Meer und Sidon. Sie werden auch Qalaat Niha genannt, denn das arabische Wort „qalaat“ bedeutet „Burg“.
Man gelangt zu ihnen auf der Straße von Saida nach Jezzin. Sie liegen westlich des Litani Flusses.
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Nachcharini Grotte

Die Grotte befindet sich im Anti-Libanon, auf 2150 m Höhe auf dem Hochplateau Ard el-Kichek. Man fand in der Höhle Fundstücke, die auf eine natufiene Kultur (zwischen 12.000 und 9.500 bzw. 9.000 v. Chr.) des Vorderen Orients hinweist. Es waren sesshafte Sammler und Jäger. Dort fanden 1972 und 1974 Ausgrabungen durch B. Schröder statt. Später, 2001 wurden neue Stücke entdeckt. Die Grotte ist eine einzigartige Stätte, die die Epochen 4d-4b Khiamierns aufweist. B. Schröder hält diese Stätte als eine Zwischenstation der Jagd (frz. halte de chasse), da einige Jagdgegenstände hier gefunden wurden (z.B. Pfeilspitzen aus Feuerstein).

Es wurden auch Überreste der nachfolgende Periode (Khiamian bzw. El-Khiam, 10.000 - 9.500 v. Chr.) sowie aus dem Präkeramischen Neolithikum B (PPNB, 8.800 - 7.000 v. Chr.) gefunden.
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Höhlen von Ksar' Akil bei Antelias

Diese Fundstätte, eher eine Felsnische als eine Höhle, wurde zwischen 1937-1938, 1947-1948 sowie zwischen 1969-1975 bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs ausgegraben, es gibt aber auch schon Berichte von früheren Ausgrabungen.

In Ksar Akil (Ksar Aqil) wurden die frühesten Funde aus dem Jungpaläolithikum (Altsteinzeit) sowie aus dem Aurignacien (der archäologischen Epoche, in der der Homo Sapiens, der moderne Mensch, nach Europa kam) entdeckt. Funde wie Schmuckstücke aus Muscheln wurden mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf 45.000 Jahre vor unserer Zeit zurückdatiert. Diese Menschen gehören somit zu den ersten, die in Westeurasien Schmuckstücke trugen. In der Nähe der Höhlen wurde u.a. ein 30.000 Jahre altes männliches Homo Sapiens-Skelett, das älteste dieser Region, gefunden. Es wurde auch Überreste von Tieren wie von Panthera pardus (Leopard), Gyps fulvus (Gänsegeier), Aegypius monachus (Mönchsgeier) sowie Aquila (Echten Adler) ausgegraben.

Funde sind im Museum für Ur- und Frühgeschichte (Musée de Préhistoire Libanaise)  in Beirut ausgestellt. Ganz nebenbei ist dieses Museum das erste Museum dieser Art im arabischen Mittleren Osten. Seine Eröffnung war im Juni 2000.
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Vergleich Libanon - Deutschland

hverteilung Höhenverteilung der Höhlen im Libanon

Wie hier gezeigt wurde, besitzt der Libanon große, stark verkarstete Gebiete und auch große Höhlen. Die Frage ist nun aber: entspricht die Anzahl der bisher bekannten Höhlen dem, was man für ein solches Karstgebiet erwarten kann? Ein Vergleich mit der Höhlenlage in Deutschland kann bei der Beantwortung dieser Frage schon sehr helfen! Das verkarstete Gebiet in Deutschland ist mit etwa 42000 km² rund sechsmal größer als das des Libanon; aktuell (2011) sind um die 10000 Höhlen katastermäßig in Deutschland erfasst – bei gleicher Höhlendichte würde man dann etwa 1500 - 1800 Höhlen im Libanon erwarten. Die umfangreichste, im Netz publizierte Höhlenliste des Libanon (Association Libanaise d’Etudes Spéléologiques (ALES)) enthält katastermäßig erfasste Höhlen mit Längen > 20 m und umfasst rund 300 Einträge, also viel weniger als zu erwarten wäre. Da bei den 10000 deutschen Höhlen viele Objekte mit Ganglängen < 20 m enthalten sind, ist dieser Vergleich aber verzerrt. Um dies zu umgehen, kann man sich nur auf große Höhlen mit Ganglängen > 1000 m konzentrieren. Mit Stand 2011 hat Deutschland 97 solcher Höhlen zu bieten, der Libanon 16, was ziemlich genau einem Sechstel der deutschen Anzahl entspricht, also genau was statistisch zu erwarten gewesen wäre! Sind somit alle großen Höhlen des Libanon weitgehend entdeckt? Keineswegs! Denn von den deutschen Karstgebieten haben viele oft nur kleines Höhlenpotential, während der Libanon von flachem Karst bis voll entwickeltem Hochgebirgskarst alles besitzt, was man für zahlreiche und ausgedehnte Höhlensysteme braucht. Beschränken wir uns deshalb in Deutschland auf die zwei Regionen mit dem größten Höhlenpotential, nämlich die Schwäbische Alb und die Bayrischen Alpen – die Karstareale dieser beiden Gebiete zusammengenommen (wobei die Schwäbische Alb den Löwenanteil ausmacht), ergibt in etwa die Fläche der libanesischen Karstgebiete. In diesem Gebiet finden sich etwa 32 Höhlen mit Ganglängen von 1000 oder mehr Metern, doppelt so viele wie im Libanon.
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An Schachthöhlen tiefer als 200 m zählt man in den Karstgebieten der Bayrischen Alpen 35 (auf der Schwäbischen Alb gibt es keine so tiefen Höhlen), während der Libanon nur ganze 5 so tiefer Schachthöhlen in seinen Katasterlisten aufführt! Dabei sind sowohl die absoluten Berghöhen als auch die relativen Höhenunterschiede in beiden Regionen sich ziemlich ähnlich. Was aber das Ausmaß an Hochgebirgs-Karstflächen angeht, so schlägt der Libanon problemlos die Bayrischen Alpen: etwa 10% der Landesfläche (also knapp über 1000 km²) liegen oberhalb 2000 m und bestehen auch weitestgehend aus Kalksteinen – siehe Diagramm links und das Höhenlagen-Verteilungsdiagramm im "Geographie"-Kapitel. Die größte Hochgebirgskarstregion im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet ist das Steinerne Meer mit rund 160 km² Fläche, wobei davon aber nur 55 km² oberhalb von 2000 m liegen.
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Etwa 800 Karsthöhlen wurden bisher im Steinernen Meer erfasst. Typisch für den Landschaftscharakter der ausgeprägten Karst-Hochflächen des Steinernen Meers oberhalb von 2000 Metern ist, dass sich die Gipfel nur wenig über die Hochfläche erheben. Ein zweites wichtiges Karstplateau ist das Gottesackerplateau über dem Kleinwalsertal, und obwohl seine Fläche "nur" rund 10 km² beträgt, finden sich dort zahlreiche und z.T. sehr ausgedehnte Höhlensysteme (Hölloch, 11000 m Ganglänge, 452 m tief). Im Libanon hingegen, wie das linksstehende Diagramm zeigt, herrscht oberhalb 2000 m ein Höhlenmangel: der prozentuale Anteil der Höhlen ist in diesen Höhen deutlich geringer als es von der Größe der Fläche her zu erwarten wäre. Es sollte aber eher umgekehrt sein, wie das Beispiel der Bayrischen Alpen-Karstgebiete zeigt: Hochgebirgskarst mit großen Plateaus bringt für gewöhnlich auch eine große Zahl von Höhlen (meist mit tiefen und steilen Einstiegsschächten) hervor!

Wie geradezu mustergültig die libanesischen Karstplateaus beschaffen sind, zeigt nachfolgende Abbildung: eine Reliefkarte in 3D-Ansicht des nördlichen Libanongebirges, wo sowohl die höchsten Berge des Landes mit über 3000 m als auch die ausgedehntesten Karstplateaus zu finden sind:
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blockbild3d Reliefkarte des nördlichen Libanon­gebirges in 3D-Ansicht

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Das Höhenrelief ist überlagert mit einer Landsat 7-Farbkomposit-Satellitenaufnahme. Von Westen her schneidet sich das Qadisha-Tal tief in das Libanongebirge ein und zertrennt es fast! Nördlich und südlich des Tales erstrecken sich zwei ausgedehnte Karst-Hochplateaus: das nördliche ist etwa 150 km² groß und meist über 2500 m hoch, das südliche (hier nur mit seinem Nordteil gezeigte) gar ca. 420 km² groß, mit Höhen meist über 1800 m. Von SW her schneidet sich der Ibrahim-Fluss in die Hochebene ein. Zum Talabschluss hin gabelt sich das Tal in zwei Äste auf: im südlichen findet sich die berühmte Afqa- oder auch Adonis-Höhle, ein großes Höhlensystem mit über 5 km Ganglänge (siehe oben), und im nördlichen die Roueiss-Höhle, ebenfalls mit mehr als 5 km Ganglänge. Man sieht: die Ausdehnung dieser Karsthochplateaus ist beträchtlich, und anzunehmen, es gäbe so gut wie keine Höhlen dort (und das, obwohl an den Rändern der Plateaus ja etliche ausgedehnte Höhlensysteme liegen sowie eine ganze Reihe von Schachthöhlen) scheint höchst unrealistisch. Viel wahrscheinlicher ist, dass die allermeisten schlicht noch nicht entdeckt bzw. katastriert wurden! Dies ist kein Wunder, bedenkt man den langen Bürgerkrieg von 1975 - 1990 sowie die auch in den Jahren danach immer wieder durch kriegerische Zwischenfälle gestörte Entwicklung des Libanon (wie z.B. der Sommerkrieg 2006 ); ein schreckliches Erbe dieser Kriege sind die zahlreichen Landminen, die große Teile des Südens aber auch Teile des Libanongebirges noch heutzutage verseuchen und so jede Höhlensuchexpedition zu einem lebensgefährlichen Unternehmen macht, jedenfalls in diesen Gebieten! Auch nicht zuträglich der friedlichen Höhlenforschung ist die allgemeine politische Lage bzw. Unsicherheit, denn gerade die Gebirgsregionen werden von den verschiedenen politischen Gruppierungen gerne als Rückzugsräume, Verstecke und für geheime (Waffen)Lager benutzt.
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Nach dem Libanongebirge stellt das Gebirge des Anti-Libanon (zusammen mit seiner südlichen Fortsetzung, dem Berg Hermon) das zweite große Karstgebiet dar – hier aber nun mit nur wenigen verzeichneten Höhlen! Zwei "physikalische" Gründe gibt es dafür: zum einen ist die Anzahl tektonischer Störungslinien, die ja verantwortlich für Klüftebildungen sind, an denen entlang dann Höhlenbildungsprozesse einsetzen können, geringer als im Libanongebirge. Und zum andern weist der Anti-Libanon schon ein deutlich arideres Klima als das Libanongebirge auf: weniger Niederschläge und erheblich weniger Vegetation – beides für die Höhlenbildung wichtige Punkte. Diese Gründe allein reichen aber als Erklärung für die geringe Höhlenanzahl kaum aus: Tektonische Störungen sind eben, wenn auch weniger als im Libanongebirge, doch vorhanden und verglichen mit den deutschen Höhlengebieten auch in durchaus relevanter Dichte und Anzahl. Und der Niederschlag beträgt im Winter immer noch ca. 40 - 60% desjenigen im Libanongebirge, jedenfalls auf den Westhängen. Dass die Niederschlagsmengen dort durchaus noch sehr relevant sind, zeigt auch die Tatsache, dass aus dem Anti-Libanon und dem Hermongebiet alle Zuflüsse für den Jordan stammen und etliche für den Orontes (Nahr el-Asis)!
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Zudem spielt das Klima der Jetzt-Zeit eigentlich nur eine kleine Rolle für den aktuell vorhandenen Höhlenbestand – hierfür sind vielmehr die letzten Jahrzehntausende relevant, und in diesem Zeitraum finden sich gerade im östlichen Mittelmeergebiet viele wesentlich feuchtere Epochen als heutzutage – siehe entsprechende Diskussion im Klima-Kapitel! Hauptgrund für die bisher geringe Anzahl an entdeckten/katastrierten Höhlen dürfte somit wiederum die mangelnde Erforschung des Gebietes sein, bedingt durch die sehr geringe Besiedlungsdichte, die schlechte verkehrstechnische Erschließung, die terrainübliche schwierige Geländestruktur und vor allem die schwierige politische Lage: da Grenzgebiet zu Syrien und von vielen Schmuggelrouten für Waffen durchzogen, ist allzu gründliches Höhlensuchen wohl nicht sonderlich erwünscht und daher nicht ganz ungefährlich ...
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Schacht3 Schachthöhle im süd­lichen Libanon­gebirge

Auch südlich des Litani finden sich große verkarstete Gebiete, und tatsächlich wurden dort auch schon einige ausgedehnte Höhlensystem entdeckt. Das Potential für weitere bedeutende Entdeckungen dürfte sehr groß sein, aber leider behindert auch hier die politische Situation eine nähere Erkundung sehr: Denn wegen der nahen Grenze zu Israel und da der Süden Hochburg der Hisbollah ist, muss in dieser Region jederzeit mit militärischen Zwischenfällen gerechnet werden! Und so manche Höhle dort dürfte wohl als Waffenlager bzw. -versteck der Hisbollah dienen – Höhlenforscher wären da sicher nicht gerne gesehen ...

Abgesehen von all diesen politischen Schwierigkeiten, sollte man auch nicht übersehen, dass gründliche Höhlensuche und -erforschung oft Jahrzehnte benötigt. Ein schlagendes Beispiel dafür bietet gerade Deutschland: Anfang der 80er-Jahre war man der Meinung, fast alle großen Höhlen wären wohl entdeckt, jedenfalls außerhalb der Alpen. Schließlich war Deutschland dicht besiedelt und hatte schon seit Jahrzehnten eine aktive und gut gerüstete Höhlenforscher-Zunft – konnten da größere Höhlen wirklich "übersehen" worden sein? Mittlerweile wissen wir die Antwort: Ja! Denn gerade in den letzten 20 Jahren wurden einige der längsten und (tropfsteinmäßig) schönsten deutschen Höhlen entdeckt, gerade auch in der Schwäbischen und Fränkischen Alb! Los ging es 1985, als J. Hasenmayer nach rund 1200 m Tauchstrecke im Blautopf den riesigen, lufterfüllten und reich mit Tropfsteinen geschmückten Mörikedom entdeckte. Aktueller Forschungsstand im Blautopf: mit all seinen Nebenhöhlen ist das Blauhöhlensystem mittlerweile etwa 10 km lang, und noch ist kein Ende in Sicht! Die Wulfbachquellhöhle (Schwäbische Alb) – vor 1990 nur eine kurze wassererfüllte Höhle – konnte bis auf mehr als 6 km Ganglänge erforscht werden, und die Mühlbachquellhöhle (Fränkische Alb), vor 1990 ganz ohne Zugang, wurde bis jetzt auf beinahe 8 km Ganglänge erforscht. Zahlreiche weitere Entdeckungen von anderen bzw. in anderen Höhlen kommen noch hinzu. Dies zeigt, dass eine gründliche Erforschung Ausdauer, viel Geduld und noch viel mehr Material (Grabungen, Tauchausrüstungen) und Fähigkeiten (Höhlentauchen, unterirdisches Klettern) erfordert, dann aber große Fortschritte bringen kann.

Für den Libanon dürfte dies noch wesentlich stärker gelten: Nachgewiesen sind ja schon viele Flusshöhlensysteme mit noch nicht durchtauchten Siphonen – hier könnte durch weiteres Höhlentauchen womöglich viel Neuland entdeckt werden (wobei ja durchaus schon viele Siphone durchtaucht wurden – aber wie in Deutschland auch ist das Risiko beim Höhlentauchen natürlich sehr groß!). Färbversuche in den 60ern zeigten, dass die Höhlen von Faouar und Al-Kassarat unterirdisch irgendwie in Verbindung stehen müssen – in Luftlinie legt das Wasser hier somit mehr als 20 km zurück, in "echter", sicher vielfach gewundener Strecke wohl deutlich mehr. Nimmt man mal an, hier läge ein im Prinzip befahrbarer, aber eben noch nicht entdeckter Höhlenfluss vor, so wäre, wenn die Verbindung der Höhlen Faouar, Qattine Azar und Al-Kassarat gelänge, die Erschließung eines Großhöhlensystems von sicher mehr als 30 km Länge erreichbar. Zukunftsmusik, sicher – aber diese gar nicht so unrealistische Gedankenspielerei zeigt, was im Libanon noch möglich ist!
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BILDNACHWEIS:

Bilder 1, 2: W. Rammacher, umgezeichnet nach Vorlagen von C. D. Walley, AUB (American University of Beirut)

Bild 3: W. Rammacher, umgezeichnet nach Vorlage von Kenneth J. Hsü

Bilder 4, 7, 8, 21, 22: W. Rammacher

Bilder 5, 6, 23: S. M. El-Helou

Bilder 9, 12, 13, 14, 17, 18, 20: S. M. El-Helou u. W. Rammacher

Bilder 10, 15, 16, 19: mit freundlicher Genehmigung des Spéléo Club du Liban (http://speleoliban.org)

Bild 11: mit freundlicher Genehmigung des MOT (Tourismusministeriums des Libanon)

QUELLEN u.a.

Jeita:

Ausführliches Literaturverzeichnis folgt noch!
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