Phönizier: die Vorfahren der Libanesen

 

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Die Libanesen, vor allem die maronitischen Christen, widersprechen seit dem 19. Jhd. der Behauptung, sie seien Araber (Phönizianismus). Sie sagen: „Wir stammen von den Phöniziern ab!“ Nun, im gesamten Mittelmeerraum haben angeblich 17% der Bewohner und 27% der Bewohner im Libanon Gene der Phönizier.

Wer sind aber diese Phönizier? Top


Die Phönizier

Tatsächlich lebten die Phönizier, ein semitisches Volk, in dem Gebiet des heutigen Libanon, Syrien und an der Mittelmeerküste.
Für die Kolonisierung nahmen die Phönizier manchmal auch einen Teil ihrer Bewohner mit, um sie in den neuen Kolonien anzusiedeln. Top


Seefahrer und Händler

Sie waren tüchtige Seefahrer und Händler im Mittelmeerraum.
Als Tauschware brachten sie Kupfer aus Zypern, Zinn aus Spanien und Elfenbein aus Afrika mit. 
Es wird oft behauptet, dass sie zwei Jahrtausende vor Christoph Kolumbus Amerika entdeckt hätten und auch bis Australien gekommen seien, was aber noch nicht bewiesen werden konnte.
Sie gründeten ebenfalls Handelsstädte, so z.B. Gades, das heutige Cadiz in Spanien. Top


Händler zu Lande

Sie waren auch zu Lande unterwegs.
Ihre Karawanen erreichten z.B. auch Mesopotamien.
Die Einwohner der damaligen Insel Tyros verbündeten sich mit den Hebräern und zogen übers Rote Meer mit ihnen zur Arabische Halbinsel und nach Äthiopien, von wo sie Gold, Silber und Gewürze mitbrachten. Top


Handwerker

Als geschickte und sehr geschätzte Handwerker bearbeiteten sich Gold, Silber, Bronze, Elfenbein und Holz. Sie stellten aber auch Glas und Schmuck her.
Als geschickte Bauleute halfen sie u.a. Königs Salamons Tempel mit aufzubauen, was auch im Alten Testament in der Bibel an mehreren Stellen erwähnt wird. Außerdem hatten sie Aufträge in Mesopotamien. Top


Karthago und die Punischen Kriege

Auf ihren Seefahrten gründeten sie auch Kolonien, wie 814 v. Chr. Karthago im heutigen Tunesien. Die Phönizier nannten es „Kart-hadasht“, was „Neue Stadt“ bedeutet. Einer seiner berühmtesten Einwohner war Hannibal (einer der größten Feldherren der Antike), der mit seinen 37 Elefanten über die Alpen zog.
Die Karthager sprachen einen phönizischen Dialekt: Punisch. Das wird Sie vielleicht auch an die drei Punische Kriege zwischen der Römischen Republik und dem Reich der Karthager erinnern?
1. Punischer Krieg: 264 - 241 v. Chr.
2. Punischer Krieg: 218 - 201 v. Chr. Hannibal kam von Spanien mit den Elefanten über die Alpen.
3. Punischer Krieg: 149 - 146 v. Chr.
Nach dem dritten verlorenen Krieg wurde Karthago von den Römern zerstört und ihr Reich eine römische Provinz. Top

 

Phönizisches Alphabet

Auf ihren Handelsreisen verbreiteten die Phönizier ihre eigene Schrift, das phönizische Alphabet, das aus 22 Buchstaben bestand. Sie hatten es um 1050 v. Chr. entwickelt. Ab und zu benutzten sie Hilfszeichen, um Vokale zu kennzeichnen, damit es beim Lesen zu keinen Bedeutungsverwechslungen kommt. Auch das arabische Alphabet besteht nur aus Konsonanten und lange Vokale. Für die kurzen Vokale werden manchmal ebenfalls Hilfszeichen benutzt. Das phönizische Alphabet war die Grundlage für das aramäische (--> hebräische und arabische) und griechische (---> lateinische und kyrillisch) Alphabet.

Die Phönizier hatten damals „einfach“ die proto-kanaanäische Schrift abstrahiert.
Das phönizische Alphabet wurde vom 11. bis 5. Jahrhundert in Libanon und Umgebung verwendet.
Aber selbst aramäische, hebräische und andere semitischen Sprachen wurden in der phönizischen Schrift geschrieben.

Auf dem Sarkophag des König Ahiram von Byblos (es ist auch einer der ältesten und berühmten Sarkophage) ist eine phönizische Inschrift. Er steht jetzt im Nationalmuseum von Beirut. Top


Herkunft des Wortes „Phönizier“

  1. Mykenisch (griechisch): von „po-ni-ki-jo“, der Silbenschrift der Mykener (Linearschrift B)

  2. Altgriechisch: ist seit Homer belegt und wird mit „phoinix“, griechisch für „purpurrot“ in Verbindung gebracht. Damals gab es den einzigen und damit sehr wertvollen roten Farbstoff „Tyrian purple“ von der Purpurschnecke aus Sidon und Tyros. Sie konnten Farben von Rosa bis Rot herstellen. Das Rot war damals nur Königen oder anderen sehr hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten.
    „Aus 12.000 Purpurschnecken ließen sich 1,5 Gramm des Farbstoffes gewinnen. Um ein Kilogramm Wolle zu färben, wurden 200 Gramm Farbstoff benötigt, das entspricht drei Kilogramm Drüsensaft“ (so Wikipedia).

  3. Die Phönizier selber nannten sich nicht so, sondern leiteten Ihren Namen von ihren Städten ab, z.B. „Tochter/Sohn von..“. Einige wichtige phönizische Städte waren Byblos, Beirut (früher Berot, Berytos), Sidon und Tyros.

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